Frankfurt a.M. (epd). Wie der Forscher am Freitag im Deutschlandfunk sagte, habe erst der Reformator die Kurie dazu gezwungen, sich zu erneuern. Zwar habe der Wittenberger Theologe kein Wunder vollbracht, wie es die katholische Kirche für einen Heiligsprechungsprozess fordere. Luther sei aber "ein Wunder für sich", sagte Winkler - vermutlich augenzwinkernd. Für die katholische Kirche sei der Zeitpunkt gekommen, "Dankbarkeit zu zeigen", da sie ohne den Revoluzzer "einfach in den Abgrund gesunken wäre".
Für den Buchautor und Journalisten war Martin Luther (1483-1546) kein "Umstürzler". Er habe die Kirche seiner Zeit als "völlig korrumpiert, völlig verdorben, völlig verweltlich" empfunden und weg von allem, was den Geist der Bibel ausmachte, erklärte Winkler im Interview. Der Reformator habe die Kirche "konservativ" reformieren und mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen eine Diskussion anstoßen, aber keineswegs den Papst stürzen wollen. Erst später sei der Papst für ihn zum "Antichrist" geworden.
Legendäre Thesen
Die evangelische Kirche feiert im kommenden Jahr den 500. Jahrestag der Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt aus Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung zwischen evangelischen und katholischen Christen zur Folge hatte.