Berlin (epd). Über die Inhalt der Anfrage hatte die Tageszeitung "Die Welt" (Online-Ausgabe) am Freitag berichtet. Das Schreiben liegt auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor. Danach nutzen nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts nur 30 Prozent der eigentlich berechtigten Familien den Kinderzuschlag.
Die Leistung war 2005 im Rahmen der Hartz-Reformen eingeführt worden für Eltern, die genug verdienen, um selbst keine Hartz-IV-Leistungen zu benötigen, aber nicht genug für die ganze Familie. Zum Juli dieses Jahres waren die Leistungen von maximal 140 Euro pro Monat und Kind auf 160 Euro erhöht worden.
Andererseits hoffen Familien auf den Kinderzuschlag, denen er nicht zusteht. Zwei Drittel aller eingereichten Anträge werden abgelehnt, "möglicherweise als Folge der engen Anspruchsvoraussetzungen", heißt es in der Antwort des Bundesarbeitsministeriums. Den Angaben zufolge bezogen im Juli 55.215 Familien mit 153.537 Kindern den Kinderzuschlag, die meisten mit zwei oder drei Kindern.
Brantner: Antragsverfahren ist zu kompliziert
Die familienpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Franziska Brantner, erklärte, es gebe viele Gründe warum zwei Drittel der Anspruchsberechtigten das Geld nicht nähmen: "Viele Menschen kennen den Kinderzuschlag überhaupt nicht, es ist kompliziert, diese Leistung zu beantragen", sagte sie. Es nütze aber nichts, den Kinderzuschlag zu erhöhen, wenn die Bundesregierung nicht zugleich das Ziel habe, 100 Prozent der berechtigen Familien zu erreichen.
Die Grünen fordern Änderungen. Unter anderem müssten die starren Einkommensgrenzen abgeschafft werden, die auf den Euro genau über die Bewilligung entscheiden und der Zuschlag für Alleinerziehende attraktiver gemacht werden. Außerdem müsse die Leistung bekannter werden. Die Bundesregierung verwies ihrerseits auf eine Informationskampagne zum Kinderzuschlag und erklärte, noch für 2016 sei geplant, die Informationen auch dem ersten Kindergeldbescheid beizulegen.