Leipzig (epd). Eine neue Biografie über Martin Luther (1483-1546) des Hamburger Philosophen Joachim Köhler stellt die Freiheitserfahrungen des Reformators in den Mittelpunkt. Luther habe sich vom autoritären Vater, der repressiven Papstkirche und auch von der weltlichen Herrschaft gelöst, sagte Köhler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Leipzig. Zugleich habe er auch "den Menschen die Augen für ihre Freiheit geöffnet", erklärte der Autor.
Luther habe einen radikalen Neuanfang gewollt, den er "mittels Frontalangriff" durchgesetzt habe, sagte Köhler weiter. "Die Haupteinnahmequelle der Papstkirche, den käuflichen Sündenerlass, erklärte er für unchristlich, den Papst für unbiblisch, die Priesterautorität für angemaßt", erläuterte der Philosoph.
Biografie erscheint am 30. August
Doch nicht nur mit dem Angriff auf den Ablasshandel und dem Anschlag der 95 Thesen am 31. Oktober 1517 habe Luther Neuland betreten, sagte Köhler. Auch seine "Relativierung der Weltlichen Gewalt" sei eine "epochale Tat" gewesen, die bis heute nachwirke. "Ein Individuum auf Augenhöhe mit der höchsten Autorität - das war vor ihm undenkbar gewesen", bekräftigte der Biograf im Hinblick auf Luthers Zusammentreffen mit dem Kaiser in Worms.
Das bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienene Buch "Luther! Biographie eines Befreiten" wird am 30. August erstmals in der Messestadt vorgestellt. Ein Gespräch mit dem Autor dazu wird von Andreas Platthaus von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" moderiert.