In dem Schreiben zur Ankündigung der Proteste, das auch drei "Thesen" gegen die Garnisonkirche enthält, rufen die Gegner "zur erneuten Reformation" auf und fordern die Teilnehmer auf, "als Bauernmob in Arbeitskluft passend zu den Revolten während der Reformation" zu erscheinen.
Zentraler Auslöser der kirchlichen Erneuerungsbewegung vor rund 500 Jahren seien "die Finanzschwierigkeiten eines großen Kirchenbauprojekts", des Petersdoms in Rom, gewesen, heißt es weiter in dem Aufruf. Der Ablasshandel zur Finanzierung des Petersdoms habe damals dazu geführt, dass das "Fass der Feudalgesellschaft zum Überlaufen voll" gewesen sei, und damit auch zu den Bauernaufständen der Zeit beigetragen.
"Zeigt der prunksüchtigen Kirchenleitung, wo eure Mistgabeln hängen", heißt es weiter in dem Aufruf. In den drei "Thesen" fordern die Garnisonkirchengegner "die Trennung von Kirche und Staat", keine öffentlichen Gelder für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zu verwenden und gegen die vermeintliche "Dekadenz der Kirchenelite" zu protestieren.
In dem Fernsehgottesdienst am 11. September kommt mit Altbischof Wolfang Huber einer der führenden Unterstützer des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus zu Wort: Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Garnisonkirche Potsdam hält die Predigt. Der Gottesdienst, der am Sonntag ab 9.30 Uhr im ZDF übertragen wird, steht unter dem Leitwort "Frieden lernen". Im Turm der neuen Garnisonkirche ist eine Friedens- und Versöhnungsarbeit geplant. Cornelia Radeke-Engst geht in dem Fernsehgottesdienst der Frage nach, wie aus einem Ort des Militarismus ein Ort des Friedens werden kann. Radeke-Engst ist Pfarrerin an der Nagelkreuzkapelle, die seit fünf Jahren auf dem künftigen Bauplatz steht.
Der ZDF-Fernsehgottesdienst sollte ursprünglich auf der Brache am historischen Standort der Potsdamer Garnisonkirche gefeiert werden. Die kirchliche Feier wurde jedoch aus technischen und Sicherheitsgründen in das Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlegt. Eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt an drei Tagen für Proben und Gottesdienst zu sperren, sei den Potsdamern nicht zuzumuten, sagte Eschenburg zur Begründung. Ohne Straßensperrung sei ein Fernsehgottesdienst vom Baufeld der Garnisonkirche wegen des Verkehrslärms jedoch nicht möglich.