Der theologisch liberale Gesprächskreis "Offene Kirche" schreibt in einer Stellungnahme vom Mittwoch, dass er allen Pfarrern und auch dem Dekan "großen Respekt" für die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zolle. Die konservative "Lebendige Gemeinde" sieht dagegen im Vorgehen Liebendörfers einen Bruch der kirchlichen Ordnung.
Der Dekan hatte am 25. Juni in der Böblinger Stadtkirche die Partnerschaft zweier Frauen öffentlich gesegnet. Dabei wurde Teilnehmern zufolge auch das Ehegelübde gesprochen. Der Vorgang ist umstritten, weil die Evangelische Landeskirche in Württemberg durch zwei Synodenbeschlüsse und ein Rundschreiben des Oberkirchenrats aus dem Jahr 2001 ausdrücklich solche öffentliche Segenshandlungen verbietet. Zwar könnten Menschen gesegnet werden, aber nicht homophile Partnerschaften.
Segnung könnte ein Nachspiel haben
Die "Lebendige Gemeinde" erinnert in ihrer Stellungnahme daran, dass Amtsträger auf die Ordnung der Landeskirche verpflichtet seien. "Gottesdienstliche Handlungen, die fahrlässig oder gar vorsätzlich geltende kirchliche Ordnungen missachten, stellen für uns keine geeigneten Beiträge in der sachlichen Debatte dar", heißt es. Auch Landesbischof Frank Otfried July hatte vor der Sommersynode in Heilbronn sein Unverständnis darüber geäußert, wenn sich Amtsträger über die kirchliche Ordnung hinwegsetzten.
Nach Ansicht der "Offenen Kirche" machen öffentliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare dagegen deutlich, "was eigentlich selbstverständlich sein sollte: dass sie als gleichberechtigte Christen zur evangelischen Kirche in Württemberg gehören." Die "Offene Kirche" setze sich seit Jahrzehnten für die Segnung homosexueller Paare ein. In den meisten EKD-Kirchen ist eine solche Segnung möglich, im April hatte die badische evangelische Landeskirche eine vollständige Gleichstellung der Trauungen von Hetero- und Homosexuellen beschlossen. Die württembergische Synode wird sich im kommenden Jahr erneut mit dem Thema befassen.
Die Segnung in Böblingen könnte für den Dekan noch ein Nachspiel haben. Derzeit werde der Vorgang von den Dezernaten für Theologie und für Personal überprüft, sagte Kirchenrat Dan Peter dem epd. Bis ein Ergebnis vorliege, könnten allerdings noch mehrere Wochen vergehen.