Frankfurt a.M./Leipzig (epd). Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 23. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Emckes Aufmerksamkeit gelte "besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint", erläuterte Riethmüller. Die Journalistin setzte sich schwierigen Lebensbedingungen in Kriegsgebieten aus und beschreibe auf persönliche Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. "Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden", sagte der Vorsteher des Börsenvereins. Das Werk Emckes werde somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der Konflikte den Dialog oft nicht mehr zuließen.
"Intellektuelle Ausnahmefigur"
Die in Mülheim an der Ruhr geborene Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und an der Harvard-Universität in den USA. Sie arbeitete von 1998 bis 2006 beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und von 2007 bis 2014 als freie Autorin für die Wochenzeitung "Die Zeit". Seit Oktober 2014 schreibt sie für die Wochenendausgabe der "Süddeutschen Zeitung" eine wöchentliche Kolumne. Ab 1999 bereiste Emcke zahlreiche Krisenregionen und berichtete unter anderem aus dem Kosovo, Afghanistan, Pakistan, Irak, Haiti und dem Gaza-Streifen.
Neben Reportagen, Aufsätzen und Kolumnen veröffentlichte Emcke die Bücher "Von den Kriegen - Briefe an Freunde" (2004), "Stumme Gewalt" (2008), "Wie wir begehren" (2012) und "Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit" (2013). Im Oktober wird mit "Gegen den Hass" im S. Fischer Verlag eine essayistische Auseinandersetzung mit dem Rassismus, Fanatismus und der Demokratiefeindlichkeit erscheinen.
Der Verlag äußerte sich erfreut über die Auszeichnung. "Eine wunderbare, richtige Wahl", sagte Programmgeschäftsführer Peter Sillem, der auch Emckes Bücher lektoriert hat, in Berlin: "Carolin Emcke ist eine intellektuelle Ausnahmefigur in Deutschland." Sie vereine in ihrem Schreiben theoretische Reflexion mit Anschauung und Praxis, wie sonst kaum jemand. Der Gewalt setze sie die Sprache entgegen, "ein Ethos des Erzählens". Sie tue dies aus der Überzeugung heraus, dass mit dem Darüber-Sprechen den Opfern von Gewalt ihre Würde zurückgegeben werden könne.
Unsichtbares sichtbar machen
Die Grünen-Chefs Simone Peter und Cem Özdemir lobten die Autorin als "unverzichtbare und mutige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Homophobie, gegen Hass und Gewalt". Sie habe es in ihrer journalistischen und ihrer literarischen Arbeit immer wieder geschafft, Unsichtbares sichtbar zu machen und denen, die nicht gehört werden, Gehör zu verschaffen. 2012 hatte Emcke auch ein Buch über Homosexualität vorlegt ("Wie wir begehren").
Die Friedenspreisträger werden von einem Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit gewählt. Vorschläge dazu kann jeder einreichen. Der Rat setzt sich aus Mitgliedern des Börsenvereins sowie Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft zusammen. Zu den Preisträgern gehören unter anderen der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser, der Historiker Fritz Stern, der Philosoph Jürgen Habermas und die amerikanische Essayistin Susan Sonntag. Im vergangenen Jahr erhielt der Schriftsteller Navid Kermani die Ehrung.