Gießen, Berlin (epd). Der Gießener Literaturwissenschaftler Carsten Gansel, der an der Entdeckung des Originalmanuskripts maßgeblich beteiligt war, erklärte am Freitag: "Der Text ist deutlich reicher." Fallada zeichne in der Ur-Fassung ein "viel authentischeres Bild der End-20er". Die Geschichte aus dem Alltag der Weltwirtschaftskrise sei in den bisherigen Ausgaben deutlich verkürzt wiedergegeben worden. Die Neuausgabe ist am Freitag im Berliner Aufbau Verlag erschienen.
Gansel hat dazu ein ausführliches Nachwort geschrieben. Die Streichungen in den vorherigen Ausgaben seien an die Substanz des Romans gegangen, erläuterte der Literaturwissenschaftler laut einer Mitteilung der Universität Gießen. "Die Streichungen aus dem handschriftlichen Original betreffen das Lokalkolorit der auslaufenden zwanziger und beginnenden dreißiger Jahre in der Metropole Berlin und das dortige Nachtleben." Auch differenzierte politische Positionen der Figuren seien verloren gegangen.
Roman erschien im Jahr 1932
Falladas Roman erschien im Jahr 1932. Eine Gruppe von Germanisten und Verlagsleuten befasste sich nach einem Seminar 2013 in Gießen mit der Frage nach der Ur-Fassung von "Kleiner Mann - was nun?" und fand im Fallada-Archiv das handschriftliche Original. Gansel hatte erst kürzlich einen sensationellen Fund gemacht: Der Literaturwissenschaftler entdeckte die Urfassung von Heinrich Gerlachs Antikriegsroman "Durchbruch bei Stalingrad" in russischen Archiven wieder.