Theologe Schorlemmer warnt vor einer "Krise der Solidarität"

Theologe Schorlemmer warnt vor einer "Krise der Solidarität"
Der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer hat vor der "Todsünde" der Gleichgültigkeit gegenüber den Katastrophen der Welt gewarnt.

Bei der ersten Präsentation seines neuen Buches "Unsere Erde ist zu retten" sagte der frühere DDR-Bürgerrechtler am Dienstagabend in Eichstätt, die Flüchtlingskrise sei eine "Krise der Solidarität". Menschenrechte seien auch Menschenpflichten. "Wenn wir nicht für sie eintreten, werden wir sie verlieren", warnte Schorlemmer. Die Menschen in der westlichen Welt seien schließlich die "großen Schreckensverursacher".

Schorlemmers Buch ist als Antwort auf die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus vom Juni 2015 gedacht. In ihr hob der Papst die Bedeutung eines interreligiösen Dialogs hervor "zur Schonung der Natur, Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der Geschwisterlichkeit". Es sei die erste päpstliche Enzyklika, die er bis zu Ende gelesen habe, sagte Schorlemmer. Allerdings hätte er sich gewünscht, der Papst wäre deutlicher auf die "skandalösen Auswirkungen der Weltökonomie" eingegangen. Außerdem vermisse er einen Verweis auf den Arzt und Philosophen Albert Schweitzer (1875-1965), der die "Ehrfurcht vor dem Leben zur Lebenspraxis" gemacht habe.

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In der katholischen Universität hielt der Wittenberger Theologe auch ein deutliches Plädoyer gegen Hoffnungslosigkeit und Resignation angesichts der Unglücke in der Welt. "Was auf dem Spiel steht, muss in aller Härte benannt werden", unterstrich er, aber "wir müssen die Hoffnung behalten, auch wenn vieles gegen die Hoffnung spricht." Er forderte seine Zuhörer und Leser auf, sich "nicht ständig zu sorgen", sondern die Schönheit der Welt zu sehen.

Der Prolog seines neuen Buches ist ein Brief an den Papst, den Schorlemmer Franziskus hat zukommen lassen. "Der Briefverkehr zwischen Wittenberg und Rom war erheblich gestört, das wollte ich einfach mal beenden", sagte der Autor in Anspielung auf die Schreiben von Martin Luther (1483-1546) an Papst Leo X. (1475-1521).