Mit dem Handbuch "Protestanten ohne Protest" stelle sich die Landeskirche ihrer Schuldgeschichte zwischen 1933 und 1945, heißt es in einer Resolution, die die Landessynode einstimmig am Freitag in Bad Dürkheim verabschiedete. Die Ergebnisse des Buchs sollten vertieft und in die Kirchengemeinden und in die Öffentlichkeit getragen werden.
Mit dem Handbuch setze die Landeskirche einen deutlichen Akzent für die Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche der Pfalz, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. Sie stelle sich aus der Distanz von mehr als 70 Jahren ihrer Schuld und nehme ihr belastetes geschichtliches Erbe an.
"Individuelles, kollektives und institutionelles Versagen"
Das Handbuch mit Beiträgen von 60 Autoren zeige das "individuelle, kollektive und institutionelle Versagen" der Landeskirche unter dem Hakenkreuz, hieß es. Vor dem 500. Reformationsjubiläum 2017 und dem pfälzischen Unionsjubiläum 2018 nehme die Landessynode auch das belastende Erbe der Kirche bewusst wahr. Zur Unterstützung von Projekten zur Aufarbeitung ihrer NS-Vergangenheit stelle die Landeskirche, die rund 545.000 Mitglieder hat, jeweils 50.000 Euro in den nächsten beiden Haushaltsjahren zur Verfügung.
Die Synodalen aus der Pfalz und Saarpfalz bekräftigten, dass die meisten Protestanten 1933 die nationalsozialistische Machtübernahme voller Erwartungen begrüßt hätten. So habe es keinen offenen Widerstand gegen die schnelle Selbstgleichschaltung der Kirche sowie gegen NS-Verbrechen wie die Ermordung von Juden, Kranken und Menschen mit Behinderung gegeben, nicht gegen Zwangsarbeit und die Verfolgung von Oppositionellen, Sinti und Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen.
Alle Ebenen der Landeskirche hätten das NS-Regime und ihre Kriegspropaganda unterstützt, hieß es. Einen offenen Kirchenkampf habe es in der Pfalz nicht gegeben. Antikatholische Ressentiments hätten zudem ein gemeinsames christliches Handeln verhindert.
Die Erkenntnis der Mitschuld verpflichte zu Selbstkritik und Verantwortung, beschlossen die Synodalen. Christen müssten für das Lebensrecht und die Würde einstehen und gegen Judenfeindschaft, islamfeindliche Tendenzen, Rechtpopulismus und Ausgrenzung vorgehen.