Sie sollten sich für die Integration Hilfesuchender einsetzen sowie für Offenheit und Toleranz in Deutschland eintreten, heißt es in einem am Dienstag in Darmstadt verbreiteten Papier mit dem Titel "Noch Raum in der Herberge?". Die Kirchenleitung beobachte mit Sorge, wie in manchen Teilen der Bevölkerung "die anfängliche Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft" gegenüber Geflüchteten "der Skepsis, Sorge und sogar Feindseligkeit" gewichen sei, erklärte EKHN-Pressesprecher Volker Rahn.
Auch in Kirchengemeinden werde diskutiert, "wie die Integration sozial und politisch gelingen kann", heißt es in der Mitteilung weiter. Die Kirchenleitung wolle engagierten Ehren- und Hauptamtlichen auf theologischer Basis "einen Impuls zur evangelischen Orientierung an die Hand geben".
In einer Gesellschaft, die sich als Migrationsgesellschaft verstehe, seien "ausnahmslos alle in Integrationsprozesse" involviert, beschreibt das Papier die aktuelle Situation. "Neue" und "Alte" im Land müssten "Unterschiede respektieren, aushalten und Ungleichheit bekämpfen lernen mit dem Ziel eines selbstbestimmten und solidarischen Miteinanders und größtmöglicher Inklusion". Die Kirche habe in dieser Situation die Chance, sich als "Anwältin solcher konflikthaften Prozesse zu verstehen" und könne dafür vielfältige Räume zur Verfügung zu stellen. "Es wäre viel gewonnen, wenn wir diese Konflikte annehmen und so gestalten, dass sie das Gemeinwesen nicht gefährden", schreibt die Kirchenleitung.
Insgesamt listet die Kirchenleitung 14 theologische Begründungen zum Engagement für Flüchtlinge auf. Unter anderem erinnert das Schreiben daran, dass Flucht und Vertreibung in der Menschheitsgeschichte nichts Neues seien. In biblischen Texten gebe es "ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Existenz verschiedener Völker und für die Dynamik von Migration und Beheimatung".
Nach Angaben der EKHN sind mehr als die Hälfte der 1151 Gemeinden in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie sorgen etwa in Erstaufnahme-Einrichtungen für Beratung und erste hilfreiche Kontakte und begleiten die Flüchtlinge dauerhaft dort, wo ihnen eine bleibende Unterkunft zugewiesen wurde. Die Landeskirche hatte im Herbst 2015 über 20 Millionen Euro bereitgestellt, um solche Initiativen vor Ort zu unterstützen, um Mitarbeitende in Kindertagesstätten und anderen Arbeitsfeldern für diese besondere Aufgabe zu schulen und um Rechtsberatung oder Trauma-sensible Begleitung zu intensivieren. Die Kirche beteiligt sich zudem an der politischen Debatte um Asylrecht, Einwanderung und Integration.