"Die Kirche rechtfertigt sich nicht nur durch ihre sozialen Unternehmungen", sagte er am Mittwoch bei einer Pastorenversammlung in Hannover: "Sie weiß auch etwas vom Recht der Armen, von der Auferstehung der Toten und von der Kraft Gottes." Je klarer sie in ihrer Verkündigung sei, desto eher könne die Kirche auch weniger glaubensstarke Gäste aufnehmen, die sonst vielleicht nur an Weihnachten oder nach großen Unglücksfällen Gottesdienste besuchten.
Aus seiner Sicht befindet sich die Kirche heute im "Exil", weil sich immer mehr Menschen von ihr abwenden, fügte Steffensky hinzu: "Sie ist klein geworden, sie ist nicht mehr dominant", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande des Konvents. Dadurch sei die Kirche jedoch freier geworden, die christliche Botschaft glaubwürdig auszurichten. Diese Situation müsse sie annehmen, auch wenn es schmerzlich sei, Mitglieder zu verlieren.
Steffensky appellierte an die Pastoren, die Schönheiten der christlichen Botschaft neu zu entdecken, etwa durch Meditation oder Bibellektüre. "Man kann auf Dauer nur an etwas glauben, wenn man es lieben gelernt hat." Steffensky lebte 13 Jahre als Benediktinermönch im Kloster Maria Laach, bevor er zum Protestantismus konvertierte. Er gehört heute zu den profiliertesten religiösen Autoren im deutschsprachigen Raum. Er war mit der Theologin und Dichterin Dorothee Sölle (1929-2003), eine der führenden europäischen Befreiungstheologinnen, verheiratet.