Keller äußere sich hämisch und verunglimpfend und verharmlose so den Antisemitismus, heißt es in einem am Montag bekanntgewordenen Brief der Gemeinde an Kirchenpräsidentin Edda Bosse und Schriftführer Renke Brahms. "Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Pastor Keller entschieden ab", schrieben die Mitglieder des Präsidiums der Gemeinde, zu denen die Vorsitzende Elvira Noa, ihr Stellvertreter Grigori Pantijelew und Landesrabbiner Netanel Teitelbaum gehören, am 2. Mai.
Bremens leitender Theologe Brahms sagte dazu am Montag dem epd, die bremische Kirche "ist dabei, das Gespräch mit der Jüdischen Gemeinde zu suchen". Anlass für den Konflikt ist eine Lesung des Bremer Publizisten Arn Strohmeyer zum Nahostkonflikt in Bremen-Vegesack, wo Keller als Gemeindepastor arbeitet. Strohmeyer wird von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde und einem Journalisten der "Jerusalem Post", Benjamin Weinthal, als Antisemit bezeichnet. Strohmeyer ruft unter anderem zum Boykott gegen Produkte aus den von Israel besetzten Gebieten auf.
Spottmail als Reaktion
Keller hatte versucht, die Kritik des Antisemitismus in einer, wie er selbst sagte, "Spottmail" ironisch zurückzuweisen. Unterschrieben hatte er mit den Worten "Volker Keller, Antisemit". Das sei ein Fehler gewesen, räumte Keller zwischenzeitlich ein.
Brahms sagte dazu, die Mail an Weinthal sei "außerordentlich missverständlich und vollkommen unangemessen". Zu der Veranstaltung mit Strohmeyer sagte Brahms, gerade beim Nahostkonflikt sei bei der Auswahl der Veranstaltungsgäste Ausgewogenheit gefragt. Besser wäre es überdies gewesen, das Thema nicht in einer Lesung zu präsentieren, sondern auch kontrovers zu diskutieren: "Meinungsbildung ist wichtig, Meinungsmache dagegen fehl am Platz."
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Von der Jüdischen Gemeinde hieß es, Keller arbeite mit Israel-Hassern zusammen. Das Präsidium wundere sich darüber, dass er als Pastor einer Gemeinde der Bremischen Evangelischen Kirche "weiterhin Einfluss nimmt". Keller arbeitet als Dialogbeauftragter mit dem Schwerpunkt Islam. Die Beauftragung für den Dialog mit der Jüdischen Gemeinde hatte die bremische Kirche in den zurückliegenden zwei Jahren ihrem Ruhestandspastor Günther Ruholl übertragen.