Lehmann erinnerte in diesem Zusammenhang an die Zeit der Nazi-Diktatur. "Wenn man in meinem Alter und 1936 geboren ist, hat man noch einiges von der Verführbarkeit der Menschen in Erinnerung", sagte er. Die Kirchen müssten noch stärker vor einem Wiedererstarken eines nationalistischen Bewusstseins warnen. "Wir haben uns schon einmal bitterböse getäuscht und dabei weltweit viel Unheil angerichtet", sagte der Kardinal. Sorge bereite ihm vor allem, dass "die Idee eines vereinten und friedlichen Europas so schwächelt".
Der scheidende Mainzer Bischof warb zudem für einen stärkeren Dialog der christlichen Kirchen mit Muslimen in Deutschland. "Wenn wir ehrlich sind, stehen wir mit relativ wenigen Muslimen im Dialog", sagte Lehmann. "Und das sind dann oft die immer gleichen Vertreter von Verbänden, von denen wir nicht einmal wissen, wie groß ihr Rückhalt ist und wie viele Muslime sie wirklich vertreten." Für die gesellschaftliche Integration sei es ein Mangel, dass der Islam keinen größeren konkreten Ansprechpartner aus der Religion selbst anbiete.
Kardinal Lehmann warnt vor widersprüchlicher AfD
Kardinal Lehmann warnt vor widersprüchlicher AfD
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann warnt vor der rechtspopulistischen AfD. Die Partei sei ein "spannungsvolles, ja widersprüchliches Phänomen", sagte der katholische Bischof der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). Wer einen "blanken Rassismus sowie einen antiquierten Nationalismus" vertrete, sei für ihn als Christ nicht wählbar. "Da kann es keine Kompromisse geben."