Die orthodoxen Christen in Russland haben in der Nacht zum Sonntag das Osterfest gefeiert. Patriarch Kyrill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, leitete in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau vor mehreren Tausend Gläubigen die festliche Ostermesse. "Das heilige Osterfest ist ein lebensbejahender Festtag. Christus hat uns mit seiner Auferstehung den Sieg des Guten über das Böse und des Lebens über den Tod gebracht", sagte das Kirchenoberhaupt in seiner Grußbotschaft vor dem Festgottesdienst.
An der prunkvollen Messe in Moskaus größter Kirche nahmen auch der russische Präsident Wladimir Putin und Ministerpräsident Dmitri Medwedew teil. Der Gottesdienst wurde von mehreren Fernsehsendern landesweit live übertragen. Um Mitternacht verkündete Kyrill den traditionellen Ostergruß der orthodoxen Gläubigen: "Christus ist auferstanden".
Eine Osterzeremonie, die erst in den nachsowjetischen Jahren üblich geworden ist, besteht in der Weitergabe und Ausbreitung des Heiligen Feuers, das sich nach Überzeugung vieler orthodoxer Gläubiger am Ostersamstag in der Grabeskirche in Jerusalem auf wundersame Weise selbst entzündet. Eine russische Delegation brachte die Flamme per Flugzeug in einem Spezialbehälter nach Moskau. Sie wird nun an Kirchen und Gläubige im ganzen Land weitergegeben.
Insgesamt zählt die russisch-orthodoxe Kirche mehr als 30.000 Gemeinden in 68 Ländern. Auch die orthodoxen Kirchen im östlichen Mittelmeerraum, in Georgien und der Ukraine und auf dem Balkan feiern am 1. Mai das Osterfest. Die meisten orthodoxen Kirchen orientieren sich am älteren julianischen Kalender, während die westlichen Kirchen dem gregorianischen Kalender folgen. Der Termin für Ostern kann deshalb in beiden Kalendern auf das gleiche Datum fallen, muss aber nicht. 2017 werden die Christen in Ost und West wieder gleichzeitig Ostern feiern.
Der diesjährige Zusammenfall des orthodoxen Osterfestes mit dem "Tag der Arbeit" sorgte in russischen Gewerkschaftskreisen allerdings für Irritationen. In einigen Städten und Regionen wollten die Gewerkschafter deshalb auf ihre an diesem Feiertag üblichen Kundgebungen und Märsche verzichten. Die Leitung des landesweiten Gewerkschaftsverbands FNPR ordnete jedoch die Durchführung an, wie die Zeitung "Kommersant" berichtete. In Weißrussland verzichten die Gewerkschaften hingegen landesweit aus Rücksicht auf den kirchlichen Festtag auf ihre Mai-Demonstrationen und Kundgebungen.