Die Kirche des Nazareners ist in Deutschland eine kleine Freikirche und gehört zur weltweiten "Church of the Nazarene". In 148 Ländern ist sie mit rund 700 Missionaren aktiv. Seit 1958 ist sie in Deutschland tätig und umfasst hier 24 Gemeinden mit zirka 1600 Mitgliedern.
Gegründet in der Mission
Die Missionsarbeit spielt eine zentrale Rolle in der Kirche des Nazareners. Das hängt auch mit ihrem Ursprung zusammen: Phineas Bresee (1838 – 1915) stellte damals den Antrag, sowohl Pastor der ersten Methodistenkirche in Los Angeles also auch Mitarbeiter in der Stadtmission sein zu dürfen. Dieser Antrag wurde abgelehnt, weshalb er sein Pastorenamt beendete, um sich ganz der Mission zu widmen. Als Bresee 1895 von einer längeren Studienreise zurückkam, wurde ihm mitgeteilt, dass er aus der Stadtmission entlassen war. Daraufhin gründete er gemeinsam mit dem Arzt Dr. Joseph Pomeroy Widney im selben Jahr die "Kirche des Nazareners", die sehr stark zu wachsen begann. So gehörten bereits in den ersten zehn Jahren über 26 Gemeinden zu ihr, 1902 wurde das erste College gegründet.
Sie benannten sich nach Jesus, dem Nazarener, weil sie - wie vorher bei der Stadtmission - vor allem den Armen und Benachteiligten helfen wollten. So symbolisierte "Nazarener" für die Gründer den leidenden und verachteten Christus, den seine Feinde verspotteten. Als offizielles Gründungsjahr wird 1908 genannt, weil sich in diesem Jahr Bresees Kirche mit anderen Heiligungsgruppen aus den Südstaaten zur "Pentecostal Church of the Nazarene" zusammenschloss. Bis 1919 trug die neue Kirche noch "pentecostal", "pfingstlich", in ihrem Namen, was die Kirche aber änderte, um nicht mit den Pfingstgemeinden verwechselt zu werden. Während bei diesen die Geistesgaben eine zentrale Rolle spielen, geht es der Kirche des Nazareners um eine "Heiligung" unter der Leitung des Heiligen Geistes, das heißt ein geisterfülltes, diszipliniertes Leben.
Die Bedeutung der Mission wird zum Beispiel daran deutlich, dass in der Kirche des Nazareners in Gelnhausen Spendenziele definiert werden: Pro Jahr wird ein Betrag festgelegt, den die Gemeinde in einem Jahr für die Missionsarbeit zusammenbekommen will. Zwei Mal – also jedes halbe Jahr - wird ein großes Missionsopfer eingesammelt. Die offengelegten Geldziele liegen im fünfstelligen Bereich. Im weltweiten Missionswerk der Kirche arbeiten etwa 700 Missionare.
"Was wir glauben"
Die Kirche beruft sich auf das reformatorische Erbe von Martin Luther, Nicolaus Ludwig von Zinzendorf und John Wesley, letzterer ist der Begründer der methodistischen Bewegung. Sie glaubt an die Dreieinigkeit, an Jesus als Gottes Sohn und Vergeber der Sünden, ebenso an Gott den Schöpfer und den Heiligen Geist. Es wird unter anderem die Heiligung des Sünders gepredigt, der durch Jesu Tod und Auferstehung von seiner Schuld befreit werden kann.
Betont wird der Ruf zur persönlichen Entscheidung zum Glauben, der meistens durch die Gläubigentaufe bezeugt wird. Die Kirchenordnung lässt aber auch die Säuglingstaufe zu. "Bei uns werden die Kinder in der Regel gesegnet und im biblischen Unterricht vor der Konfirmation ermutigen wir sie, sich bewusst zu entscheiden", berichtet Pastor Mohn aus seiner Gemeinde in Gelnhausen. Die Bibel sehen Mitglieer der Kirche des Nazarers als Geschichte Gottes mit den Menschen und glauben vollständig an sie. In ihren Augen wurde sie durch göttliche Inspiration gegeben und offenbart unfehlbar Gottes Willen für sie, was zum Heil notwendig ist.
Das Abendmahl ist ind er Kirche des Nazareners ein symbolischer Akt und wird in Gelnhausen jeweils am ersten Sonntag im Monat praktiziert. Dabei werden Brot und Traubensaft verwendet, kein Wein.
In den Gemeinden wird aus aktuellem Anlass auch über Homosexualität diskutiert. Pastor Mohn erklärt: "Das Thema ist noch ein heißes Eisen. Unsere Kirche spricht sich klar gegen praktizierte Homosexualität aus. Wir müssen aber lernen, homosexuelle Menschen in Liebe anzunehmen. Ich gehe davon aus, dass dieses Thema in der nahen Zukunft noch für viel Gesprächsstoff sorgen wird."
Finanzierung und Struktur
Die Kirche des Nazareners gehört der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) an und ist nach dem Prinzip der Selbstverwaltung und Selbstfinanzierung organisiert. So gibt es bei ihnen keine Kirchensteuer, sondern freiwillige Spenden der Mitglieder. Um die Gemeinde zu besuchen, muss man kein Mitglied sein, jedoch um den ehrenamtlichen Vorstand zu wählen. Die Wahl findet jedes Jahr in einer Gemeindeversammlung statt. Der Pastor ist der Vorsitzende des Vorstandes. Auch Frauen haben dieses Recht, werden ebenfalls ordiniert und dürfen alle Ämter ausführen.