Berlin (epd) Immer noch lebten Tausende Menschen in provisorischen Unterkünften, sagte Michael Frischmuth, Asien-Verantwortlicher bei der Diakonie Katastrophenhilfe, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele internationale Hilfsorganisationen hätten zwar Pläne für neue erdbebensichere Häuser vorgelegt. Bis heute fehlten aber die entscheidenden Zusagen der nepalesischen Regierung. Sonst hätte man bereits im vergangenen Jahr mit dem Wiederaufbau der Privathäuser beginnen können.
Das Land zwischen Tibet und Indien war am 25. April und am 12. Mai von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Etwa 9.000 Menschen kamen ums Leben, 800.000 Gebäude wurden zerstört und beschädigt.
Frischmuth sagte, die Diakonie Katastrophenhilfe plane, 420 Häuser wiederaufzubauen. Für jedes Gebäude würden gut 4.000 Euro veranschlagt, also knapp 1,7 Millionen Euro insgesamt. Leider habe es in den vergangenen Monaten zahlreiche innenpolitische Querelen in Nepal gegeben, die zu Verzögerungen geführt hätten. So sei eine Wiederaufbau-Behörde erst eingesetzt, dann wieder abgeschafft worden. Einzelne Wiederaufbau-Programme hätten zunächst eine Genehmigung erhalten, die dann aber wieder zurückgezogen worden seien, beklagte der Experte.
Hilfsprogramme gut vorangekommen
Viele Menschen hätten deshalb versucht, sich ihre Häuser allein wieder so gut wie möglich herzurichten, sagte Frischmuth. "Massenzeltlager oder Sammelunterkünfte wie in anderen Katastrophengebieten gibt es in Nepal nicht."
Abgesehen davon seien die Hilfsprogramme in dem Land allerdings gut vorangekommen, sagte Frischmuth. Das Wasserversorgungssystem sei wieder in einem guten Zustand. Auch die Landwirtschaft habe sich sehr schnell von den Erderschütterungen erholt. "Bei den Erdbeben wurde kaum Saatgut zerstört", sagte Frischmuth. Die Menschen hätten sehr zügig ihr immer noch traditionelles und resistentes Saatgut auf den Feldern ausbringen können. "Von daher rechnen wir nicht mit Ernteausfällen in diesem Jahr", sagte der Experte.
Handlungsbedarf sieht er künftig vor allem in der Präventionsarbeit. Nach den schweren Beben sei bei vielen Menschen "die Sensibilität gegeben, sich auf solche Katastrophen besser vorzubereiten", sagte Frischmuth. Nötig sei, in den Dörfern und Gemeinden Vorsorgekomitees zu gründen, um den Menschen Kurse in Erster Hilfe anzubieten oder Evakuierungspläne zu erstellen. Zudem müsse es vor Ort mehr Geräte geben, mit denen man im Ernstfall schnell nach Verschütteten suchen könnte.