Berlin (epd) Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zog eine positive Bilanz der bisherigen Bemühungen, drängte aber ebenfalls auf weitere Fortschritte. "Rana Plaza hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass wir alle eine globale Verantwortung tragen", sagte Müller dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir müssen vom Frei- zum Fairhandel kommen", sagte Müller.
Mehr als 1.130 Menschen getötet
Der Einsturz des maroden Fabrikhochhauses Rana Plaza am 24. April 2013 hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Mehr als 1.130 Menschen wurden getötet, fast 2.000 verletzt. In dem Gebäude waren auch Textilien für mehrere westliche Firmen hergestellt worden. Die Kampagne für Saubere Kleidung drängte auf eine raschere Verbesserungen und bessere Löhne für die Textilarbeiterinnen. Bei Sicherheit und Gesundheit in der Lieferkette gebe es viele Willenserklärungen und Ansätze, die Umsetzung dauere aber vielfach noch, sagte Sprecher Berndt Hinzmann epd.
"Das muss schneller gehen", sagte er mit Blick auf Brandschutz, Fluchtwege, die Beseitigung von Baumängeln, sichere Stromversorgung, Alarmpläne und Verzicht auf Giftstoffe. Großen Nachholbedarf sieht der Textilexperte bei der Forderung nach Existenz sichernden Löhnen und Gewerkschaftsfreiheit. "Die Frage der Tarife ist noch außen vor", sagte er. Da müssten sich die Modelabels und Handelsfirmen im Umgang mit den Fabrikbetreibern in Asien bewegen: "Es herrscht ziemlicher Preisdruck, das schafft Druck auf die Löhne und führt zu Überstunden."
Arbeiterinnen über Rechte aufgeklärt
In seiner Bilanz hob Müller das von ihm 2014 gegründete deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien hervor, in dem Firmen, Hilfsorganisationen, Regierung und Gewerkschaften kooperieren. Die Mitgliedsfirmen decken nach seinen Worten inzwischen 55 Prozent des Textileinzelhandels in Deutschland ab. Sechs Arbeitsgruppen würden im kommenden Oktober konkrete Ergebnisse präsentieren, sagte der Minister.
"Wir haben mehr als 750 Fabriken bei der Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards beraten, 100.000 Fabrikarbeiterinnen über ihre Rechte aufgeklärt", sagte er. Deutschland habe zudem das Gründen von Werksfeuerwehren und Unfallsversicherungen, die Ausbildung von Arbeitsinspektoren und das Auffüllen des internationalen Rana-Plaza-Entschädigungsfonds auf 30 Millionen US-Dollar unterstützt.
Die Kampagne für Saubere Kleidung will sich mit vagen Ankündigungen von Firmen wie Aldi, Adidas, C&A, KiK und Primark im Textilbündnis nicht zufriedengeben. "Die Zielvorgaben müssen dieses Jahr stehen", sagte Hinzmann. Die Hilfswerke und Gewerkschaften in dem Bündnis setzten sich für ehrgeizige Verpflichtungen und unabhängige Inspektionen ein. "Ein Weichspülen wird es mit uns nicht geben", betonte er.