Quito (epd) Die ganze Nacht sei unter den Trümmern nach Menschen gesucht worden. Hunderte wurden nach Regierungsangaben noch vermisst, mehr als 2.500 Bewohner der Küstenregion erlitten Verletzungen. Auch in Deutschland lief die Hilfe für die Opfer an. Bundespräsident Joachim Gauck übermittelte seinem ecuadorianischen Amtskollegen, Rafael Correa, sein Beileid.
Tiefe Bestürzung der Bundesregierung
"Mit großem Entsetzen haben wir die Bilder der Verwüstungen gesehen", heißt in dem am Montag veröffentlichten Kondolenzschreiben. Das Mitgefühl der deutschen Bevölkerung gelte sowohl den Todesopfern der Katastrophe als auch den Verletzten. "Ich wünsche Ihnen und dem ganzen Land viel Kraft bei den noch andauernden Rettungsarbeiten", erklärte Gauck. Er verwies zugleich auf das Hilfsangebot der EU zum Wiederaufbau des Landes. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ Correa in einem Telegramm die tiefe Bestürzung und Betroffenheit der Bundesregierung übermitteln.
Präsident Correa nannte das Beben die größte Tragödie der vergangenen 67 Jahre. "So groß der Schmerz ist, noch größer ist der gemeinsame Geist unseres Volkes." Die Regierung hatte bereits am Samstag den landesweiten Ausnahmezustand verhängt und mobilisierte rund 14.000 Sicherheitskräfte. Zwei mobile Krankenhäuser, mehr als 100 Ärzte und medizinisches Personal wurden in die am stärksten zerstörten Provinzen Manabí und Esmeraldas entsandt, wie die Behörde für Risikomanagement mitteilte. In sechs Provinzen wurde der Notstand ausgerufen.
Das Beben hatte sich am Samstagabend (Ortszeit) vor der ecuadorianischen Küste ereignet und gilt als eines der stärksten der vergangenen Jahrzehnte. Es erschütterte auch die Hauptstadt Quito, die rund 170 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Bis zum Sonntagabend gab es nach offiziellen Angaben mehr als 230 Nachbeben. Nur das Erdbeben von Ambato 1949 sei schlimmer gewesen, sagte Correa. Damals starben laut Geophysischem Institut mehr als 6.000 Menschen.
Pazifischer Feuerring
Unterdessen lief die internationale Hilfe an. Daran beteiligt sich nach Angaben des ecuadorianischen Außenministeriums auch zahlreiche lateinamerikanische Staaten, etwa Peru, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Venezuela, Chile und Bolivien. Die EU stellte am Montag eine Million Euro als erste Notfallhilfe zur Verfügung. Unicef begann mit der Verteilung von Wasserreinigungssets in der besonders betroffenen Stadt Pedernales. Nun komme es drauf an, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Das Deutsche Rote Kreuz rief zu Spenden auf. Etwa 800 Helfer des Ecuadorianischen Roten Kreuzes seien unermüdlich im Einsatz.
Der Arbeiter-Samariter-Bund in Köln erklärte, Partnerorganisationen verteilten Hilfsgüter vor allem in Esmeraldas. Laut Care brauchen die Menschen vor allem Lebensmittel, Wasser und Unterkünfte. Auch die Ecuadorianer starteten Hilfsaktionen, teils mit großen Schwierigkeiten. Konvois mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und Medikamenten verließen am Sonntagabend die Hauptstadt Quito. Zwei Transporte wurden in der Küstenstadt Guayaquil überfallen, wie lokale Medien berichteten. Am Samstag war es in der Großstadt zu Plünderungen gekommen.
Aktuell ist die Küstenprovinz Manabí am stärksten betroffen. Der Badeort Pedernales mit rund 40.000 Einwohnern liegt im Epizentrum und wurde nach lokalen Medienberichten fast vollständig zerstört. Landesweit sind zentrale Straßen beschädigt und gesperrt, was die Versorgung der Verletzten erschwerte. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch unklar. In Guayaquil, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, stürzte unter anderem eine Brücke ein und begrub zwei Autos unter sich.
Ecuador liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. Kontinental- und Ozeanplatten stoßen aufeinander. Erdstöße sind keine Seltenheit. Am Samstag hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte geschoben und das Beben ausgelöst.