"Wir begrüßen die Trauung für lesbische und schwule Paare in Norwegens Kirche sehr", sagte Markus Gutfleisch von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft "Homosexuelle und Kirche" (HuK) am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Sie wird nach einem soliden theologischen Diskussionsprozess eingeführt werden. Die Mehrheit in der Synode ist deutlich." Die Kirche hat fast vier Millionen Mitglieder bei einer Bevölkerung von rund fünf Millionen Einwohnern.
"Der Segen Gottes gilt allen"
Die evangelisch-lutherische Kirche Norwegens hatte sich am Montag mit deutlicher Mehrheit dafür ausgesprochen, dass homosexuelle Paare künftig auch kirchlich heiraten können. Bei ihrer Tagung in der Stadt Trondheim stimmten 88 der 115 anwesenden Teilnehmer dafür, Details für einen entsprechenden alternativen Trauungsgottesdienst auszuarbeiten. In den Nachbarländern Schweden und Dänemark können sich homosexuelle Paare bereits seit mehreren Jahren kirchlich trauen lassen.
Die lutherische Kirche in Norwegen will bis Januar kommenden Jahres ein Zeremoniell für Homosexuelle einführen, das dann bei der nächsten Synode angenommen werden soll. "Nun können wir endlich die Liebe feiern, unabhängig davon, wer sich in wen verliebt", lautete am Dienstag eine der Botschaften auf Twitter.
In Deutschland haben drei der bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen die eingetragene Lebenspartnerschaft bei kirchlichen Hochzeiten mit klassischen Ehepaaren gleichstellt: Hessen und Nassau, Rheinland und zuletzt am Wochenende Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Ob Homosexuelle in Norwegen in dieser Hinsicht tatsächlich gänzlich gleichgestellt werden, blieb zunächst offen: Letztlich soll jeder Pfarrer entscheiden dürfen, ob er gleichgeschlechtliche Partner trauen will oder nicht. Staatlich dürfen Homosexuelle in dem skandinavischen Land bereits seit 2009 heiraten. "Wir wünschen den lesbischen und schwulen Paaren, dass sie in ihrer Kirche Kraft und Segen spüren. Und dass die, die bisher nicht mit der Trauung einverstanden sind, erkennen, dass der Segen Gottes allen gilt", erklärte dazu HuK-Sprecher Gutfleisch.