Für den Wiederaufbau des Turms der 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen Potsdamer Garnisonkirche stehen inzwischen mehr als vier Millionen Euro kirchliche Kredite in Aussicht. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wolle voraussichtlich 1,5 Millionen Euro als Darlehen zur Verfügung stellen, sagte die Vorsitzende des bundesweiten EKD-Kirchenparlaments, Irmgard Schwaetzer, am Freitag in Berlin bei der Frühjahrstagung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Die Landessynode will zum Abschluss ihrer Beratungen in Berlin am Samstag in geheimer Abstimmung auch über ein zinsfreies Darlehen der Landeskirche in Höhe von 3,25 Millionen Euro für die Garnisonkirche entscheiden. In dem Antrag der Kirchenleitung an die Synode heißt es unter anderem, die Baukosten für einen nutzbaren Turm lägen bei einem vorläufigen Verzicht auf Turmhaube und Zierelemente statt bei rund 38 nur noch bei rund 26 Millionen Euro. Dafür müssten noch knapp acht Millionen Euro eingeworben werden. Dazu könne die Landeskirche einen Anteil als Darlehen beisteuern.
Die Landeskirche habe das Konzept eines Versöhnungszentrums in dem geplanten Bauwerk von Beginn an unterstützt, betonte Bischof Markus Dröge am Freitag. Damit könne ein Ort der Auseinandersetzung mit der Geschichte und der "dringend notwendigen friedensethischen Diskussion in der Gegenwart" geschaffen werden.
Dröge schlug zugleich vor, auch den Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in das Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung zu berufen. "Dies würde nochmals sehr deutlich machen, dass es im Versöhnungszentrum auch zentral um aktuelle Friedensethik geht", betonte der Bischof.
Kritiker des Bauvorhabens stellten in der intensiven, langen und kontroversen Debatte der Synode zu den Darlehensplänen am Freitagabend die Finanzierung und die Notwendigkeit des Kirchturms infrage. Ein "neuer Barockbau mit oder ohne Zierrat" tauge nicht als authentischer Lernort der deutschen Geschichte, kritisierte der Berliner Synodale Jürgen Wandel. Das Projekt stehe auch finanziell "auf tönernen Füßen". Der Synodale Jürgen Israel aus Brandenburg betonte, der Wiederaufbau werde "nicht davon predigen, dass wir barmherzig zu den Ärmsten und Bedürftigen sind". Der Darlehensbetrag werde für andere Zwecke benötigt, sagte Israel: "Wir brauchen diese Kirche nicht."
Andere ehemalige Skeptiker wie die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und der Leiter der Evangelischen Akademie zu Berlin, Rüdiger Sachau, betonten, das friedensethische Konzept und neue Argumente hätten sie inzwischen überzeugt. Pfarrer Martin Germer von der Berliner Gedächtniskirche betonte, der Wiederaufbau biete die Chance, auch Menschen für die Auseinandersetzung mit der Geschichte zu gewinnen, die zunächst nur als Touristen zum Kirchturm kommen.
"Potsdam ohne Garnisonkirche" protestierte
Das geplante Darlehen der Landeskirche solle später über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren aus Einnahmeüberschüssen nach der Errichtung des Kirchturms zurückgezahlt werden, heißt es in dem Antrag der Kirchenleitung an die Synode. Die Baugenehmigung wurde bereits 2013 erteilt und läuft 2019 aus.
In dem Antrag heißt es weiter, sollte nach dem Turm auch das Kirchenschiff wiedererrichtet werden, müsse zuvor die Kirchenleitung der geplanten äußeren baulichen Gestaltung zustimmen. Dies müsse auch im Grundbuch festgehalten werden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Nutzung als Friedens- und Versöhnungszentrum und der Bruch mit der Geschichte der Kirche auch in der Architektur erkennbar ist.
Die Bürgerinitiative "Potsdam ohne Garnisonkirche" protestierte am Rande der Synodentagung gegen das Bauvorhaben. In Flugblättern hieß es unter anderem, mit dem geplanten Darlehen ignoriere die Kirche den "seit Jahrzehnten andauernden vielfältigen Widerstand der Potsdamer Zivilgesellschaft gegen die Garnisonkirche".