Schäfer war am vergangenen Mittwoch während einer EKD-Auslandspfarrer-Konferenz in Prag an Herzversagen gestorben. "Wir waren alle schockiert, weil es absolut plötzlich und unerwartet war", sagte Kirchenrat Dirk Stelter gegenüber evangelisch.de. Stelter ist in der Abteilung Ökumene und Auslandsarbeit im EKD-Kirchenamt für Osteuropa zuständig. Zur Situation während der Auslandspfarrer-Konferenz sagte er: "Es hat sich gezeigt, dass die gewachsene Gemeinschaft dieses Pfarrkonvents und der christliche Glaube helfen konnten, diese Katastrophe angemessen aufzunehmen." Gesprächsthemen und Atmosphäre der Tagung hätten sich zwar verändert, die Konferenz sei aber bis zum Ende durchgeführt worden. "Wir haben die Gemeinschaft gebraucht um damit klarzukommen", sagte Stelter.
Gegenüber der Gemeinde St. Katharina ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ohnehin in der Pflicht, einen neuen Pfarrer zu suchen, denn Hans-Ulrich Schäfer wäre dort auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen nur bis August 2016 eingesetzt gewesen. Im Oktober 2015 hatte er die Pfarrstelle als Vakanzvertretung von seinem Vorgänger Pfarrer Ralf Haska übernommen, der nach Bayern ging. "Wir sehen es als unsere Aufgabe an, uns darum zu kümmern, dass die Pfarrversorgung weiter gewährlistet ist", sagte Dirk Stelter. "Wie, ist allerdings noch unklar, da das alles unerwartet kam."
Die Gemeinde St. Katharina ist gleichzeitig eine Auslandsgemeinde der EKD und Mitgliedsgemeinde der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU). Mit der seit Februar 2013 eingesetzten Leitung der DELKU unter Bischof Serge Maschewski war es zu einem offenen Konflikt gekommen, der auch andere lutherische Gemeinden in der Ukraine betraf. Im vergangenen Dezember hatte sich der Bischof nach Darstellung von Hans-Ulrich Schäfer unerlaubt Zugang zur Kirche verschafft, offenbar – so Schäfers Vermutung damals – mit dem Ziel, ihn als Pfarrer abzusetzen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hatte ihre Zusammenarbeit mit der DELKU-Leitung im Sommer 2015 aufgekündigt. Hintergrund war ein Streit um Finanzen.
Pfarrer Hans-Ulrich Schäfer fühlte sich nach eigenen Angaben von der bayerischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt. Kirchenrat Dirk Stelter sagte, er habe in engem Kontakt zu dem Auslandspfarrer gestanden. "Das Wohl eines entsendeten Pfarrers hat absolute Priorität für uns", sagte Stelter. Ende April werde er bei einer Konferenz in St. Petersburg Vertreter der DELKU treffen und Gelegenheit zum Gespräch über die Zukunft der Gemeinde St. Katharina haben.