Haltern am See, Düsseldorf (epd) Am ersten Jahrestag des Absturzes der Germanwings-Maschine haben Angehörige, Freunde und Flughafen-Beschäftigte der Opfer gedacht. In Haltern am See fand am Donnerstag ein ökumenischer Gottesdienst statt. Am Düsseldorfer Flughafen wurde eine Gedenkinschrift für die Opfer enthüllt. Am 24. März 2015 war ein Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf über den französischen Alpen abgestürzt, alle 150 Insassen starben. Der Co-Pilot der Maschine, der unter einer Depression litt, führte den Absturz offenbar absichtlich herbei.
"Der Schmerz ist derselbe wie vor 366 Tagen"
In einem bewegenden Gottesdienst in Haltern erinnerten mehrere hundert Menschen an die Opfer. Die Sixtus-Kirche war komplett gefüllt, viele Mittrauernde verfolgten den Gottesdienst stehend. Zuvor hatte es auf dem Marktplatz vor der Kirche ein Glockenläuten und eine Schweigeminute gegeben, an der auch Bürgermeister Bodo Klimpel (CDU) und Stadtratsmitglieder teilnahmen. Bei dem Unglück waren 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern ums Leben gekommen, die auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch in Spanien waren.
"Der Schmerz ist derselbe wie vor 366 Tagen", sagte der katholische Pastoralreferent Hans-Jürgen Ludwig zu Beginn des Gottesdienstes. "Geändert hat sich das Leben mit ihm." Der Tod habe eine Lücke gerissen, die sich nicht ausfüllen lasse, sagte der evangelische Pfarrer Karl Henschel. Auf den Stufen vor dem Altar brannten zahlreiche Kerzen. Auf dem Boden dahinter waren bunte Tücher drapiert, 18 weiße Lilien mit weißen Schleifen standen im Altarraum. Wie vor einem Jahr wurden die Namen der Opfer einzeln vorgelesen.
Für die Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags erklärte Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD): "Der urplötzliche und sinnlose Tod geliebter Menschen hat tiefe Wunden hinterlassen". Sie erklärte in Richtung der Hinterbliebenen: "An diesem für Sie so schweren Tag der Trauer, aber auch des Erinnerns an Ihre Lieben sind wir in Gedanken bei Ihnen. Sie sind nicht allein."
In das kollektive Gedächtnis der Branche eingebrannt
Auch am Flughafen Düsseldorf gedachten Mitarbeiter des Flughafens und von Fluggesellschaften der Opfer. "Der tragische Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 hat sich für immer in das kollektive Gedächtnis unserer Branche eingebrannt", erklärte Flughafengeschäftsführer Ludger Dohm. Im Raum der Stille im Flughafengebäude, wo die Gedenkveranstaltung stattfand, war bereits am Vortag im Beisein von Angehörigen und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) eine Gedenktafel für die Opfer enthüllt worden.
Auf der 2,80 Meter hohen Gedenktafel aus Vulkantuff stehen den Angaben zufolge in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch die Worte "In Gedenken an die Opfer des Fluges 4U9525 vom 24. März 2015". Auf einer zweiten Steinplatte stehen der Satz "Stärker als der Tod ist die Liebe" und die Orte Barcelona, Düsseldorf und Le Vernet, in dessen Nähe die Maschine abgestürzt war.
Bei einem nichtöffentlichen, ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer in Marseille versicherte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, den Angehörigen eine große Anteilnahme. "Menschen falten oder erheben die Hände und beten für Sie", sagte Kurschus in ihrer Predigt am Mittwochabend. "Menschen beten mit Ihnen zusammen. Menschen beten auch stellvertretend für Sie", sagte sie, wie das Landeskirchenamt in Bielefeld am Donnerstag mitteilte.