Essen (epd) Die KiKa-Mitmachsendung "Ene Mene Bu" und der Vox-Mehrteiler "Club der Roten Bänder" über krebskranke Jugendliche im Krankenhaus sind die ersten Grimme-Preisträger in der neuen Kategorie Kinder und Jugend. "Es war dringend Zeit, sich mit dieser Zielgruppe auseinanderzusetzen", sagte die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach, am Mittwoch in Essen bei der Vorstellung der Preisträger, zu denen auch Olli Dittrich und Jan Böhmermann zählen.
Insgesamt vergaben die Jurys 14 Preise in der Kategorien Fiktion, Unterhaltung, Information und Kultur sowie Kinder und Jugend, erstmals nach reformierten Preisstatuten. Die Auszeichnung sei "achtsam entstaubt" und "ins digitale Zeitalter" geführt worden, sagte Gerlach. So wurden erstmals auch Produktionen berücksichtigt, die über neue technische Verbreitungswege wie Mediatheken, Streamingdienste und Video-on-Demand veröffentlicht wurden. Neu sind auch die Rubriken "Innovation" und "Besondere journalistische Leistung".
Privatsender erfolgreich
Der undotierte Grimme-Preis, der in diesem Jahr zum 52. Mal vergeben wird, gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis. Die Auszeichnung würdigt Fernsehsendungen, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind. Die diesjährige Preisverleihung findet am 8. April im Theater der Stadt Marl statt.
Ungewöhnlich erfolgreich waren in diesem Jahr die Privatsender, die vier von 14 Trophäen erhalten. Gerlach hob beispielhaft die Sendereihe "Marhaba - Ankommen in Deutschland" für Flüchtlinge hervor, mit der n-tv "großes gesellschaftliches Engagement" bewiesen habe. Die zunächst ausschließlich als Online-Videoangebot präsentierte deutsch-arabischsprachige Sendung von Constantin Schreiber erhielt einen Spezialpreis in der Kategorie Information und Kultur.
Weitere Auszeichnungen in dieser Kategorie gehen an die Dokumentationen "Göttliche Lage" (WDR/Arte) über das neue Wohnquartier am Phoenixsee in Dortmund, "Die Folgen der Tat" (WDR/SWR/NDR) über die Familie der RAF-Terroristin Susanne Albrecht und "Vom Ordnen der Dinge" (ZDF/Arte).
Böhmermann als "bester Medienkritiker qualifiziert"
Der in diesem Jahr erstmals verliehene Preis für eine "Besondere journalistische Leistung" zeichnet den Beitrag "Tödliche Exporte" (SWR/BR) aus. Die Jury lobte die "außergewöhnliche investigative Recherche" zum Thema illegaler Waffenhandel. Gefehlt hätten in diesem Jahr preiswürdige Beiträge zu den Themen Krieg und Rechtsextremismus, bedauerte der Jury-Vorsitzende Fritz Wolf.
"Schorsch Aigner - der Mann, der Franz Beckenbauer war" (WDR) mit Olli Dittrich bekommt einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung. Ein Spezialpreis geht an den satirischen Beitrag "#Varoufake" im "Neo Magazin Royale" (ZDFneo). Mit dem Verwirrspiel über Echtheit oder Manipulation des sogenannten Stinkefingers des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis sei es Moderator Jan Böhmermann gelungen, "die Inszenierungsmechanismen der Boulevardindustrie zu entlarven", lobte die Jury. Damit habe sich Böhmermann als "bester Medienkritiker Deutschlands qualifiziert", sagte der Jury-Vorsitzende Hans Hoff.
Der erstmals verliehene Innovationspreis in der Kategorie Unterhaltung geht an das Format "Streetphilosophy" (RBB/Arte). "In einer halben Stunde großen Philosophen oder großen Fragen nachzuforschen - das ist ungewöhnlich", befand die Jury.
Renaissance der Serie
In der Kategorie Fiktion gingen drei der vier Preise an Serien. "Wir sehen hier die Renaissance eines Formats", sagte Gerlach. Neben der dritten Staffel von "Weissensee" (MDR/Degeto) wird auch "Deutschland 83" (RTL) über einen jungen Stasi-Spion im Westen ausgezeichnet. Einen Spezialpreis vergab die Jury an "Weinberg" (TNT Serie) für die Idee, eine Serie als "modernes Schauermärchen in der Tradition der deutschen Romantik zu erzählen". Vierter Preisträger in dieser Kategorie ist der Spielfilm "Patong Girl" (ZDF), der die Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Jugendlichen und einem thailändischen "Ladyboy" erzählt.
Den Publikumspreis der Marler Gruppe erhält der Mehrteiler "Kunst und Verbrechen" (3sat) über die dunkle Seite des Kunstmarktes. Der Preisträger der Besonderen Ehrung des Grimme-Preises, die der Deutsche Volkshochschul-Verband vergibt, wird erst bei der Preisverleihung im April bekanntgegeben.