Bündnis gegen Antiziganismus gegründet

Bündnis gegen Antiziganismus gegründet
Ein bekannter Fußballer, der seine Sinto-Herkunft verbirgt; eine Roma-Familie, die nicht ins Restaurant darf: Kaum eine Minderheit in Europa wird so diskriminiert wie Sinti und Roma. Jetzt startet eine Kampagne gegen Antiziganismus.

Berlin (epd)Mehr als 20 Organisationen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur haben ein Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas ins Leben gerufen. Mit einer am Montag gestarteten Kampagne gegen Antiziganismus solle auf die anhaltende Ausgrenzung von Europas größter Minderheit aufmerksam gemacht werden, sagte der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, in Berlin: "Der Rassismus gegen Sinti und Roma hat in den vergangenen Jahren europaweit eine neue Dimension erreicht."

Feindschaft allgegenwärtig

Schätzungen zufolge leben in Europa rund zwölf Millionen Angehörige von Sinti und Roma. Antiziganismus wird die Ausgrenzung dieser Minderheit genannt. Das Wort leitet sich ab vom Schimpfwort "Zigeuner".

Neumärker sagte, auch in Deutschland seien die seit vielen Generationen hier beheimateten Sinti sowie die zugewanderten und derzeit asylsuchenden Roma in allen Lebensbereichen Antiziganismus ausgesetzt. "Das ist nicht hinnehmbar", betonte er.

Ob die Weigerung eines Campingplatzbesitzers, Roma einen Stellplatz zu geben, oder die geplatzte Abitur-Feier, weil der Geschäftsführer keine feiernden Roma in seinem Restaurant haben wollte - "die massive Feindschaft gegenüber Roma und Sinti ist allgegenwärtig", sagte Neumärker. Roma würden nur als Problem betrachtet und hätten keine Fürsprecher in der Mehrheitsgesellschaft. Auch die Politik beschweige die allgegenwärtige Diskriminierung. "Deshalb haben wir dieses Bündnis gebildet", sagte Neumärker.

Ex-Fußballnationalspieler Arne Friedrich, dessen Bildungsstiftung die Kampagne unterstützt, weiß nach eigener Darstellung von einem bekannten deutschen Fußballer, der Sinti sei und aus Angst vor Diskriminierung seine Wurzeln verschweige. Niemand könne etwas dafür, "wo und worein er geboren wurde", sagte Friedrich. Mit der Kampagne "wollen wir die Menschen zum Nachdenken bringen", sagte der frühere Hertha-Profi.

Die Anwältin für Asylrecht und Vorsitzende des "BundesRomaVerbandes", Nizaqete Bislimi, sagte, sie habe keine Lust mehr, als Beispiel für eine gelungene Integration herhalten zu müssen. Bislimi, die mit ihren Eltern als 14-Jährige aus dem Kosovo nach Deutschland kam, kritisierte, durch die Deklarierung der Westbalkanstaaten zu sicheren Herkunftsländern hätten Roma heute anders als sie in der Bundesrepublik keine Chance mehr auf Schutz.

Kinospot unterstützt Kampagne

Mit einer Petition auf der Internetplattform change.org sammelt das Bündnis Unterschriften für seine Forderungen wie der klaren öffentlichen Verurteilung von Antiziganismus durch die Politik, die Anerkennung von Sinti und Roma als gleichberechtigte Bürger oder die Gewährung von Schutz für verfolgte Roma. An die Medien wird appelliert, von einer einseitigen antiziganistischen Berichterstattung Abstand zu nehmen zugunsten eines differenzierten Blickes. Auch ein Kinospot unterstützt die Kampagne.

Zum internationalen Romaday am 8. April lädt das Bündnis zu einer Kundgebung gegen Antiziganismus nach Berlin ein. Als Gäste werden neben Bundespräsident Joachim Gauck die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, angekündigt.

Dem Bündnis gehören unter anderem der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Amnesty International, das Berliner Maxim Gorki Theater, die Diakonie Deutschland, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Antidiskriminierungsstelle des Bundes an.