Die Leitworte werden von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt. Die Jahreslosungen gibt es seit 1934. Initiator war der Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1939), der zur Bekennenden Kirche gehörte. Als Direktor des Reichsverbands der evangelischen Jugend wollte er den NS-Parolen einen Bibelvers entgegenstellen und erfand die Tradition der Jahreslosungen.
Beim Auswahlverfahren reichen die ÖAB-Mitgliedsverbände jeweils zwei Vorschläge ein. Die Mitgliederversammlung diskutiert dann in vier Gruppen die Spruchvorschläge. Jede Gruppe einigt sich auf zwei Vorschläge, die im Plenum zur Abstimmung gestellt werden. Der Vers mit der absoluten Mehrheit wird schließlich die Jahreslosung. Zur Arbeitsgemeinschaft gehören 20 evangelische und katholische Mitgliedsverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich.
Richtschnur für den Alltag
Die Jahreslosungen werden weit im Voraus bestimmt. Für 2016 wurde "Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" (Jesaia 66,13) ausgesucht. Für 2017, das Jahr des 500. Reformationsjubiläums, fiel die Wahl auf "Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch" (Hesekiel 36,26). Das Jahr 2018 steht unter dem Motto: "Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" (Offb 21,6).
Wesentlich älter als die Jahreslosungen sind die täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Seit über 270 Jahren zieht ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ein Bibelwort für jeden Tag aus einer silbernen Schale - ähnlich einer Lotterie. Die so ermittelten Worte werden bis heute als Tageslosungen in einem Sammelband veröffentlicht und sind Richtschnur für den Alltag vieler Christen.