"Es ist ein Skandal, Frauen vom Pastorinnen- oder Pfarrerinnenamt auszuschließen", sagte Fehrs am Montagabend in der Kieler Universitätskirche. Ende Oktober 2015 fand eine Pfarrerversammlung in Lettland statt, die einen Antrag an das lettische Kirchenparlament Anfang Juni stellen will. Danach soll die lettische Kirchenordnung so geändert werden, dass künftig nur Männer Pfarrer werden können. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland hat rund 580.000 Mitglieder.
Nach Angaben des in der kirchlichen Auslandsarbeit aktiven Gustav-Adolf-Werkes ist es Frauen in Lettland derzeit ohnehin kaum möglich, als Pfarrerinnen zu arbeiten. Seit der Wahl von Janis Vanags zum Erzbischof wurde 1993 die Frauenordination ausgesetzt. Junge lettische Theologinnen können nur im Ausland durch die lettische Kirche ordiniert werden. Mit der Ordination werden den Theologinnen die Rechte und Pflichten einer Pastorin zugesprochen. Dazu gehören öffentliche Wortverkündigung, Verwaltung von Taufe und Abendmahl sowie seelsorgerliche Verschwiegenheit.
In Deutschland begann der zähe Kampf um den Zugang von Frauen zum Pfarramt vor rund 100 Jahren, als Frauen zum Studium der evangelischen Theologie zugelassen wurden. Doch vom Pfarramt blieben sie noch ein halbes Jahrhundert ausgeschlossen. Die bundesweit ersten Gemeindepfarrerinnen wurden Ende der 50er Jahre eingeführt. Gegen Widerstände wurde erst später die "Zölibatsklausel" abgeschafft, die nur unverheiratete Frauen zum Pfarrdienst zuließ. Auch in den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) sind nicht überall Frauen in geistliche Ämter und Leitungspositionen zuzulassen. Von den 145 Mitgliedskirchen lehnen rund 30 die Frauenordination ab.