Rund 10.000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter, überwiegend aus evangelischen Landes- und Freikirchen im deutschsprachigen Raum, hatten sich seit Donnerstag in Hannover über neue Impulse für ihre Arbeit ausgetauscht. Zum Abschluss am Samstag plädierte der US-amerikanische Gemeindegründer Reggie Joiner dafür, in den Kirchen Angebote für Kinder und Familien auszubauen. Der Kongress war den Angaben zufolge der zweitgrößte in der Geschichte der Organisation "Willow Creek" mit Wurzeln in den USA.
"Lasst uns die Eltern dazu einladen, die Gemeinde als Partner der Familie zu betrachten", sagte Joiner in der Tui-Arena. Pastoren müssten Angebote schaffen, die für Familien attraktiv seien. Allerdings gingen 90 Prozent der Familien in Deutschland sonntags nicht zur Kirche. Viele christliche Gemeindeleiter konzentrierten sich zu stark auf die wenigen Familien, die zum Gottesdienst kämen, als auf die vielen, die nicht kämen, kritisierte Joiner. Schädlich sei auch, ein Idealbild einer scheinbar perfekten Familie aufzubauen. Das schrecke weniger perfekte Familien ab. Eine Gemeinde bestehe oft aus Menschen mit gebrochenen Biografien.
Zuvor hatte der Greifswalder evangelische Theologie-Professor Michael Herbst die Teilnehmer dazu aufgerufen, Flüchtlinge in die christlichen Gemeinden zu integrieren. "Ich glaube, dass die Menschen, die zu uns kommen, nicht nur unser Land verändern, sondern auch unsere Kirchengemeinden." Auch Menschen etwa aus dem Iran seien offen für die christliche Botschaft. Herbst solidarisierte sich zugleich mit der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Vorsitzende der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, warb für die Einheit der Christen aus unterschiedlichen Konfessionen.
Die überkonfessionelle Vereinigung wurde 1992 als Netzwerk zwischen christlichen Gemeinden gegründet. Dazu gehören heute weltweit etwa 11.000 Gemeinden. Seit 1996 veranstaltet die Vereinigung alle zwei Jahre Kongresse in Deutschland. "Willow Creek" ist ursprünglich eine US-amerikanische Kirchengemeinde in South Barrington bei Chicago. Im Februar 2018 will die Bewegung in Dortmund erneut zusammenkommen.