Michael Diener, der auch EKD-Ratsmitglied sowie Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz ist, sagte in Hannover: „Wir wollen keine Einheitskirche, aber eine versöhnte Verschiedenheit. Keine Kuscheleinheit, sondern eine errungene Einheit, bei der Jesus im Mittelpunkt steht.“ Der 53-Jährige appellierte an Christen, einander zu vergeben. In Anspielung auf kontroverse Diskussionen um seine Person innerhalb der evangelikalen Bewegung sagte er: „Ich bin ein Teil des Problems, aber ich will auch ein Teil der Lösung sein. Deshalb habe ich um Vergebung gebeten.“
Diener nahm Bezug auf die Flüchtlingskrise und stellte fest, dass es im Lichte der deutschen Geschichte bemerkenswert sei, dass nun Millionen Menschen in Deutschland Schutz suchten – noch vor 70 Jahren seien Menschen aus Deutschland geflohen. „Ich bin der Überzeugung, dass wir in diesem Land haben, was es braucht, um das Evangelium so zu bezeugen, dass es einen Unterschied macht“, sagte er. Oft erscheine es durch die Säkularisierung so, als würden Christen Antworten auf Fragen geben, die sich Menschen nicht mehr stellten, und oftmals hätten Christen mehr Gegenwind als Rückenwind. Gott habe Deutschland aber nicht vergessen und Christen seien gefragt. „Die konkrete Tat der Barmherzigkeit ist durch nichts zu ersetzen, und diese Zeit schreit danach, dass Menschen barmherzig sind“, erklärte der Theologe. Gott warte darauf, dass Christen aktiv würden.
Die australische Pastorin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin Christine Caine stellte in ihrem Vortrag einen Bezug zur „Generation Selfie“ vor. Mehr als 250 Millionen Selbstporträts würden täglich in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram gepostet. Dabei gehe es darum, möglichst viele „Gefällt mir“-Angaben von Menschen zu bekommen, obwohl eigentlich nur das „Gefällt mir“ Gottes von Bestand sei: „Es ist egal, wie viele Leute dir im Internet applaudieren, Gott sieht dir zu und du bist ihm wichtig“, rief sie den 9.500 angemeldeten Besuchern des Willow-Creek-Leitungskongresses in der Hannoveraner TUI-Arena zu. Gott verändere Menschen zum Guten, erklärte Caine und verglich dies mit der früher üblichen Entwicklung von Fotos: So wie die Bilder langsam in einer Dunkelkammer entwickelt würden, so führe Gott die Menschen durch dunkle Zeiten im Leben, um sein Bild in ihnen zu entwickeln. „Jesus hat in dir sein Werk begonnen, und er wird es vollenden“, rief sie den versammelten Pfarrern, Pastoren und Leitern aus Landes- und Freikirchen zu.