Berlin (epd)Jeder dritte Vollzeitbeschäftigte in Deutschland arbeitet einer DGB-Studie zufolge 45 Stunden in der Woche oder mehr. 17 Prozent der Vollzeitbeschäftigten arbeiten sogar mehr als 48 Stunden, wie aus der repräsentativen Beschäftigtenbefragung zum DGB-Index Gute Arbeit 2015 hervorgeht. Die hohe Arbeitsbelastung geht laut Studie zulasten der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer wünschen sich nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) kürzere Arbeitszeiten.
Über die Ergebnisse der DGB-Studie "Arbeiten ohne Ende" hatte am Donnerstag zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte dem Blatt, viele Beschäftigte arbeiteten nicht freiwillig länger. Arbeiten ohne Ende gefährde die Gesundheit und erschwere die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Buntenbach sprach sich für eine Stärkung der Arbeitnehmer aus: "Wir brauchen neue Regeln, damit die Beschäftigten ihre Arbeitszeit flexibel und selbstbestimmt gestalten können."
60 Prozent der Arbeitnehmer arbeiten länger als vertraglich geregelt
Von allen Arbeitnehmern in Deutschland arbeiten laut DGB-Studie 60 Prozent regelmäßig länger als im Arbeitsvertrag vereinbart. Die Hälfte aller Beschäftigten liegt bei einer Arbeitszeit von 35 bis 44 Stunden. Überlange Arbeitszeiten von 45 Stunden oder mehr pro Woche haben 23 Prozent aller Beschäftigten (Vollzeit und Teilzeit). Bei den Vollzeitbeschäftigten liegt der Anteil derjenigen mit überlanger Arbeitszeit sogar bei 33 Prozent.
Große Unterschiede bei den Arbeitszeiten gibt es zwischen den einzelnen Branchen. Am stärksten verbreitet sind überlange Arbeitszeiten bei Beschäftigten in Verkehr und Lagerei: Dort liegt der Anteil bei 54 Prozent der Beschäftigten. Vor allem die Berufsgruppe der Fahrzeugführer ist hiervon betroffen. Es folgen Land- und Forstwirtschaft (47 Prozent), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (43 Prozent) und Gastgewerbe (41 Prozent).
Frauen sind seltener von überlanger Arbeit betroffen
Frauen sind der Studie zufolge seltener von überlangen Arbeitszeiten betroffen, weil sie häufiger in Teilzeit arbeiten. Von den männlichen Vollzeitbeschäftigten gaben 37 Prozent an, überlang zu arbeiten. Bei den Frauen waren es 24 Prozent. Jede zweite Frau (48 Prozent) ist in Teilzeit beschäftigt. Bei den Männern sind es nur acht Prozent.
Von den Vollzeitbeschäftigten mit Leitungsfunktion gaben 44 Prozent an, 45 Stunden und mehr pro Woche zu arbeiten. Bei denen ohne Leitungsfunktion waren es 28 Prozent. Überlange Arbeitszeiten gehen laut DGB-Studie zulasten familiärer und sozialer Aktivitäten und beeinträchtigen die Erholungsmöglichkeiten. Knapp 60 Prozent der überlang Arbeitenden berichten davon, dass Familie und Freunde aufgrund der hohen Arbeitsbelastung zu kurz kommen.
Für die Stichprobe des DGB-Index Gute Arbeit 2015 wurden nach DGB-Angaben bundesweit 4.691 Beschäftigte befragt.