Die Flüchtlingskrise habe klar gemacht, wie wichtig die Arbeit der Ehrenämtler sei. Allerdings müsse die freiwillige Hilfe gut organisiert werden, sagte de Maizière. Der Minister wies dabei die Kritik zurück, Freiwillige würden bei der Flüchtlingshilfe häufig Aufgaben wahrnehmen, für die eigentlich der Staat zuständig sei. Wenn "eine starke Bürgergesellschaft" ehrenamtliche Aufgaben übernehme, dann bedürfe es keines autoritären Staates, sagte de Maizière.
Zugleich würdigte der Bundesinnenminister die Arbeit der Internetplattform "betterplace.org". Die Kombination von Digitalisierung und Ehrenamt biete viele Chancen. Hier sei der Platz, "wo mit kleinem Geld Großes bewirkt werden kann", sagte de Maizière.
De Maizière findet den Begriff "Willkommenskultur" überbewertet
Die Initiative "betterplace.org" hat vor wenigen Wochen das bundesweite Portal "zusammen-fuer-fluechtlinge.de" gestartet. Es dient derzeit rund 260 sozialen Organisationen als Plattform, überregional Spenden für Flüchtlingshilfsprojekte zu sammeln. Das Spektrum reicht von der Nothilfe in Krisengebieten über Rettungseinsätze auf Fluchtwegen bis hin zu Initiativen zur Integration der Geflüchteten in Deutschland. Eine Karte zeigt online, wo Flüchtlingsinitiativen zu finden sind. Damit sollen sich die Menschen vor Ort besser vernetzen können.
Bislang wurden den Angaben zufolge auf "zusammen-fuer-fluechtlinge.de" rund drei Millionen Euro Spenden gesammelt. Die Hilfsprojekte sind verpflichtet, die Verwendung der Gelder über das Portal transparent darzustellen.
Auch der Caritasverband für das Erzbistum Berlin nutzt die Plattform. Bislang seien darüber mehr als 40.000 Euro an Spendengeldern für Flüchtlingsprojekte eingeworben worden, sagte die Berliner Caritas-Präsidentin Ulrike Kostka. Über das Internetportal könnten neue Zielgruppen und vor allem jüngere Menschen erreicht werden. Zugleich betonte Kostka, die Spendenbereitschaft und auch das ehrenamtliche Engagement hätten bislang nicht abgenommen. Allerdings seien viele ehrenamtliche Flüchtlingshelfer durch die wochenlange Arbeit erschöpft. Ehrenämtler benötigten vor allem Wertschätzung, Fortbildung und Supervision, sagte Kostka.
Bundesinnenminister de Maizière sieht angesichts der kontroversen Flüchtlingsdebatte keine schwächer werdende Willkommenskultur. Er persönlich habe den Begriff "Willkommenskultur" nie besonders gut gefunden. Es sei selbstverständlich, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, erwarten können, "dass ihnen nicht Gewalt angetan wird und dass sie hier ein rechtsstaatliches Verfahren erhalten". Der Begriff "Willkommenskultur" sei somit überbewertet gewesen. "Diese Überbewertung des Begriffs macht sich jetzt bemerkbar, wo es schwieriger wird", sagte de Maizière.