Berlin (epd)In Deutschland wird dem Fleischatlas 2016 zufolge immer mehr Schweine- und Geflügelfleisch zu Dumpingpreisen produziert. Zugleich gehe das Sterben der Bauernhöfe ungebremst weiter. Der Trend zu Megaställen mit Zehntausenden Tieren bei einem gleichzeitigen massiven Preisverfall für Fleisch sei ungebrochen, sagte Vorstand Barbara Umüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung bei der Vorstellung der Publikation am Mittwoch in Berlin. Der zum dritten Mal erschienene Fleischatlas wird von der Stiftung gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) herausgegeben.
Großteil geht in den Export
Die Produktion von Schweinefleisch stieg von 3,7 Millionen im Jahr 1994 auf heute 5,5 Millionen Tonnen. Beim Geflügelfleisch wuchs die Produktion zwischen 1994 und 2014 von 350.000 auf eine Million Tonnen. Der Zuwachs basiere ausschließlich auf Massenproduktion in Megaställen, kritisierte Unmüßig. Kleine Erzeuger könnten nicht mehr mithalten. "In den vergangenen 15 Jahren mussten bis zu 80 Prozent der Betriebe und Bauernhöfe die Tierhaltung aufgeben, während gleichzeitig bis zu 50 Prozent mehr Fleisch produziert wird", sagte Unmüßig. Ein Großteil davon gehe in den Export.
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger kritisierte, in Deutschland werde eine Tierhaltung betrieben, die die Tierquälerei fördere, gegen gängige Regeln verstoße und keine Existenzen mehr sichere. Trotz eines gesellschaftlichen Bewusstseinwandels würden immer mehr Plätze für Massentierhaltung genehmigt - mit weitreichenden ökologischen und sozialen Folgen. Um gegenzusteuern helfe nur, "runter mit der Menge und rauf mit den Preisen", sagte Weiger.