Rechte randalieren beim «Legida»-Jahrestag im linken Stadtteil
Connewitz

Rechte randalieren beim «Legida»-Jahrestag im linken Stadtteil Connewitz
Zum Jahrestag der «Legida»-Bewegung in Leipzig ist es am Montagabend zu Randalen rechter Gruppen gekommen. Am Hauptversammlungsplatz konnte die Polizei Ausschreitungen durch ein enormes Aufgebot verhindern.

Leipzig (epd)In Leipzig haben am Jahrestag des ersten fremdenfeindlichen "Legida"-Aufmarsches am Montagabend mehr als 200 Rechtsextreme im Stadtteil Connewitz randaliert. Wie die Polizei am Dienstagfrüh mitteilte, entstand dabei erheblicher Sachschaden. Unter anderem wurden Autos und Mülltonnen angezündet sowie Schaufenster eingeschlagen. 211 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Sie seien "zu einem nicht unerheblichen Teil bereits als rechtsmotiviert" oder als Fußball-Hooligans aktenkundig. Ein von den Leipziger Verkehrsbetrieben zum Transport der Festgenommenen zur Verfügung gestellter Bus wurde durch Linksautonome angegriffen und erheblich beschädigt. Außerdem ging ein Dachstuhl in Flammen auf, offenbar in Folge von eingesetzten Feuerwerkskörpern.

Demo für Weltoffenheit

Parallel zu den Vorkommnissen im linken Szeneviertel Connewitz demonstrierte ein breites Bündnis aus Politik, Gesellschaft und Kirche in der Leipziger Innenstadt für Weltoffenheit und gegen Fremdenfeindlichkeit. Laut der Statistik-Initiative "Durchgezählt" beteiligten sich an einer 3,5 Kilometer langen Lichterkette rund um die Innenstadt bis zu 2.900 Menschen, darunter auch Vertreter der Landespolitik und der sächsischen Landeskirche. Außerdem nahmen bis zu 1.800 Menschen an einer "Nolegida"-Demonstration teil. Bis zu 900 Menschen versammelten sich laut "Durchgezählt" rund um die Thomaskirche.

An der islamfeindlichen "Legida"-Demonstration nahmen laut den Statistikern bis zu 3.400 Menschen teil. Dazu waren auch Dresdner "Pegida"-Anhänger nach Leipzig gereist. Laut MDR wurde am Rande der "Legida"-Demo einer Reporterin des Senders ins Gesicht geschlagen. Am frühen Abend hatte es zudem einen Brandanschlag auf die Bahnstrecke Dresden-Leipzig gegeben.

Teilnahme abgesagt

Begonnen hatten die Proteste gegen die fremdenfeindliche "Legida"-Bewegung mit einem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche. Das Friedensgebet und der Aufzug auf dem Innenstadtring haben wegen der Ereignisse während der friedlichen Revolution 1989 eine hohe symbolische Bedeutung. Zu dem Protest unter dem Motto "Leipzig bleibt helle" hatten unter anderen Oberbürgermeister Burkhard Jung und Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (beide SPD) aufgerufen. Auch in Leipzig ansässige Unternehmen schlossen sich an.

Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing musste seine Teilnahme kurzfristig aus Krankheitsgründen absagen. Im Friedensgebet wurde vor etwa 850 Teilnehmern an die Gründung der Ökumenischen Flüchtlingshilfe in Leipzig vor genau einem Jahr erinnert.

Zum ersten Jahrestag von "Legida" gehörten am Montagabend auch "Pegida"-Chef Lutz Bachmann und die ehemalige Dresdner "Pegida"-Oberbürgermeisterkandidatin Tatjana Festerling zu den Rednern in Leipzig. Aus dem Publikum erschallten immer wieder Rufe wie "Merkel muss weg", "Lügenpresse", "Volksverräter", "Widerstand, Widerstand" und "Putin, Putin".