Das Kirchenoberhaupt, Patriarch Kyrill, zelebrierte die Weihnachtsmesse in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Beisein von Regierungschef Dmitri Medwedew. Präsident Wladimir Putin nahm russischen Medienberichten zufolge einem Gottesdienst in einer Dorfkirche teil. In Russland ist Weihnachten der einzige kirchliche Feiertag, der auch gesetzlicher Feiertag ist.
Die russisch-orthodoxe Kirche feiert Weihnachten nach dem julianischen Kalender und damit 13 Tage nach den katholischen und protestantischen Christen. Der live vom Staatsfernsehen übertragene Festgottesdienst unter Leitung des Patriarchen begann kurz vor Mitternacht. In einer kurzen TV-Ansprache hatte Kyrill die orthodoxen Christen zuvor aufgefordert, sich mit Feinden zu versöhnen und Beziehungen vernünftig zu gestalten. Er äußerte zudem seine Hoffnung auf Frieden in der Welt.
Kyrill: "Christinnen und Christen können weder Nächste noch Ferne hassen"
In einer auf der Webseite des Patriarchats veröffentlichten Weihnachtsbotschaft wandte sich Kyrill an die Bevölkerung der Ukraine: "Der brudermörderische Konflikt, der im ukrainischen Land entstanden ist, soll die Kinder der Kirche nicht teilen, indem er in den Herzen Hass erregt. Echte Christinnen und Christen können weder Nächste noch Ferne hassen", erklärte das Kirchenoberhaupt. Kyrill forderte "alle Kinder der multinationalen Russischen Orthodoxen Kirche" auf, für ein schnelles Ende der Feindschaft in der Ukraine und für die Heilung der durch den Krieg verursachten Wunden zu beten.
Allein in Moskau besuchten mehr als 300.000 Gläubige die Weihnachtsgottesdienste in den 389 orthodoxen Kirchen und Klöstern der russischen Hauptstadt, wie die Agentur Ria Novosti berichtete. Insgesamt verfügt die russisch-orthodoxe Kirche weltweit über etwa 30.000 Gemeinden in 70 Ländern.
Im größten Gotteshaus von St. Petersburg, der Isaak-Kathedrale, wurde erstmals seit 1928 wieder eine nächtliche Weihnachtsmesse abgehalten. Dabei läutete eine im November installierte 17 Tonnen schwere Glocke, die nach historischen Zeichnungen rekonstruiert worden war. Die Russisch-Orthodoxe Kirche hatte 2015 um die Rückgabe der vom Staat als Museum betriebenen Kathedrale gebeten, die 12.000 Menschen Platz bietet. Die St. Petersburger Stadtverwaltung lehnte dies der Internetzeitung fontanka.ru zufolge jedoch ab.
Präsident Putin besucht die Weihnachtsmesse üblicherweise in wechselnden Kirchen im Land. Dieses Jahr erschien er für die Gläubigen völlig unerwartet in der Kirche des Dorfes Turginowo im Gebiet Twer, wie die Agentur Interfax berichtete. Dort wurden Putins Eltern getauft, seine Großmutter ist in dem Dorf begraben. Der Kreml-Chef hatte diese Kirche bereits 2011 besucht.
Nach dem Gottesdienst besichtigte Putin ein neben der Kirche neu errichtetes geistliches Bildungszentrum für Kinder, um dessen Errichtung der Dorfpriester den Präsidenten bei dessen ersten Besuch gebeten hatte. In einem Grußwort des Präsidenten zu Weihnachten betonte Putin die Rolle aller christlichen Konfessionen in Russland für die Erziehung.
Auch die orthodoxen Kirchen von Georgien, Serbien und Jerusalem, die Athos-Klöster in Griechenland sowie die ukrainische griechisch-katholische Kirche feiern Weihnachten am 7. Januar.