Sicherlich müsse man in den muslimischen Gemeinden deutlich sagen, dass jede Einzelne selbst eine Entscheidung treffen kann, wie sie sich der Öffentlichkeit zeigt. "Solange das der Fall ist, habe ich kein Problem damit, wenn jemand ein Kopftuch trägt oder sich verschleiert", betonte Maas.
Der Minister ergänzte, wo aber jemand dazu genötigt werde, sei die Grenze überschritten. "Völlig unabhängig davon gibt es aber auch andere Religionen, die in Deutschland weit verbreitet sind, deren Werte oder Regeln der ein oder andere inzwischen als befremdlich empfindet", sagte Maas und verwies auf die Haltung der katholischen Kirche gegenüber homosexuellen Beschäftigten. Die CDU hatte sich auf ihrem Parteitag in Karlsruhe in einem Beschluss gegen die Vollverschleierung von Frauen gewandt, das zunächst diskutierte Burka-Verbot wurde aber fallengelassen.
Religionsfreiheit gilt für alle
Der Minister drängte im Gespräch auch auf ein Vorankommen bei der Gleichstellung muslimischer Gemeinden mit den christlichen Kirchen. "Der Dialog ist insbesondere mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte äußerst wichtig, auch um klarzumachen: Es gibt bei uns die Religionsfreiheit und die gilt für alle Religionen", sagte er.
"Staatsverträge könnten ein wichtiger Schritt sein, um den Platz des Islam in der Mitte unserer Gesellschaft zu stärken", sagte Maas. So könnte etwa die Ausbildung islamischer Theologen an deutschen Universitäten noch breiter geregelt werden, sagte der Minister. Bislang gibt es diese Ausbildung nur an wenigen Hochschulen. "Das wäre doch besser als wenn der Unterricht in Hinterhof-Moscheen durch Imame geschieht, die möglicherweise ganz andere Vorstellungen von Grundrechten haben als wir", sagte Maas.
Der Justizminister sieht dabei aber auch eine "Bringschuld" der muslimischen Verbände. "Damit der Staat Verträge schließen kann, müssen sich die Muslime noch besser mitgliedschaftlich organisieren", sagte er. In der jetzigen Situation hätten sie eine besondere Verantwortung. "Es ist ein Missbrauch des Islam, wenn in seinem Namen gemordet wird", betonte der SPD-Politiker. Fundamentalistische Auswüchse dürften in keiner Gemeinde verharmlost werden.