Er sehe daher keine Notwendigkeit, erneut eine weltweite Kirchenversammlung einzuberufen, sagte der Mainzer Bischof dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe). Es sollte auch nicht alles von einem Weltkonzil erwartet werden, vielmehr müsse die synodale Struktur der katholischen Kirche auf vielen Ebenen gestärkt werden.
Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz räumte Defizite bei der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse ein. Besonders gravierend sei, dass die gesellschaftlichen Veränderungen vor allem seit 1968 "in ihrer tiefen Wirkung auf die Menschen nicht ausreichend ernst genommen" worden seien. Die Fragen nach Gott und nach einem Überschreiten der irdischen Wirklichkeit hätten heute "jede Selbstverständlichkeit verloren - wenn sie denn je so evident waren, wie wir oft denken".
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) steht für eine Erneuerung in der katholischen Kirche. Damals berieten rund 2.800 Konzilsväter aus aller Welt über Reformvorhaben. Die Ergebnisse wurden als Aufbruch und Kontrapunkt zum Ersten Vatikanischen Konzil von 1870 verstanden, das die Unfehlbarkeit des Papstes festgeschrieben hatte.