Wenn das "menschenverachtende Treiben" des IS in Syrien auf anderem Wege nicht zu stoppen sei, dürfe militärische Gewalt angewendet werden, sagte Erzbischof Ludwig Schick am Montag in Berlin. Militärgewalt dürfe niemals ein reguläres Mittel sein, um die Verhältnisse zu wenden und auf friedliche Zustände hinzuwirken. Mit einer terroristischen Organisation wie dem "IS" sei jedoch keine Verhandlungslösung möglich.
Bei der Vorstellung der Arbeitshilfe zur Situation der Christen in Syrien ging der Bamberger Bischof allerdings nicht konkret auf die deutsche Beteiligung am Kampf gegen die Terrormiliz ein. Am Dienstag ist der Einsatz der Bundeswehr zur Überwachung des syrischen Luftraums und vor der syrischen Küste Thema im Bundeskabinett.
"Verschwinden des Christentums"
Die deutschen Bischöfe sind Schick zufolge massiv in Sorge um die Christen in Syrien. "Wie im Irak, so droht auch in Syrien der Krieg zum Auslöser für das Verschwinden des Christentums zu werden", sagte der Erzbischof. Das Überleben des Christentums in Syrien werde in starkem Maße davon abhängen, ob es gelinge, eine politische und gesellschaftliche Befriedung des Landes zu erreichen.
"Die deutschen Bischöfe unterstützen deshalb alle auf dieses Ziel gerichteten Bemühungen der internationalen Gemeinschaft", ergänzte Schick, der die Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz leitet. Mit der diesjährigen Arbeitshilfe "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit - Syrien" wolle man deshalb "zum Gebet und zur Aktion aufrufen" sowie die Kirchengemeinden in Deutschland "für die Lage bedrohter Christen sensibilisieren".
Schick sagte, der Anteil der Christen an der syrischen Bevölkerung sei seit längerem rückläufig. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen und die zunehmenden Angriffe radikalislamischer Gruppen führten in letzter Zeit jedoch zu einer verstärkten Auswanderungswelle. Damit drohe die Zahl der Christen in Syrien dramatisch abzunehmen.
Das Oberhaupt der maronitischen Christen, Patriarch Béchara Pierre Kardinal Raï aus Beirut, sagte über die Situation der Christen und der Flüchtlinge im Libanon: "Anstatt das Aufkommen eines friedlichen "Arabischen Frühlings" zu erleben, ist dieser Prozess mit einem Mal zu einem fürchterlichen Bürgerkrieg zwischen fundamentalistischen und terroristischen Gruppierungen geworden, in den nach und nach religiöse Gruppen und vor allem die Zivilbevölkerung mit hineingezogen worden sind." Der Patriarch appellierte an die internationale Gemeinschaft und den UN-Sicherheitsrat, diesem Treiben ein Ende zu setzen. "Wir sehnen uns nach einem gerechten, globalen und dauerhaften Frieden!", sagte Patriarch Raï. Er hält sich vergangener Woche in Deutschland auf, um maronitische Gemeinden zu besuchen und Gespräche mit Vertretern von Kirche und Politik zu führen.
Die Initiative "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen" wurde von den deutschen Bischöfen 2003 gegründet. Höhepunkt ist der Gebetstag für die verfolgten Christen am 26. Dezember (Stephanustag), der in allen deutschen Diözesen begangen wird.