Bonn (epd)Aus gesundheitlichen Gründen werde die 71-Jährige in den offenen Vollzug mit Auflagen entlassen, teilte die Deutsche Welle am Donnerstag in Bonn mit. Wenige Stunden zuvor hatte das zuständige Gericht in Peking im Berufungsverfahren gegen die Journalistin zunächst deren Haftstrafe von sieben auf fünf Jahre verkürzt. Gao Yu arbeitete unter anderem für die Deutsche Welle.
Einsatz des Senders
Nach Angaben von Gao Yus Verteidiger Mo Shaoping wurde erwartet, dass die Journalistin noch am Donnerstagabend von ihrer Familie abgeholt werden könne. Die 71-Jährige ist der Deutschen Welle zufolge seit längerem schwer erkrankt und leidet unter anderem unter Herzproblemen. Intendant Peter Limbourg zeigte sich erleichtert über die Entscheidung der chinesischen Behörden: "Das ist eine wirklich gute Nachricht." Damit habe sich der Einsatz des Senders und der deutschen Politik für Gao Yu gelohnt.
Die prominente Journalistin war im April in China wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Anschließend forderte auch die Bundesregierung ihre Freilassung. Gao schrieb für mehrere ausländische Medien, darunter den chinesischen Dienst der Deutschen Welle. Wegen ähnlicher Vorwürfe war sie bis 1999 schon einmal sechs Jahre in Haft gewesen und darf in China nicht mehr publizieren.
Schlusslicht bei der Pressefreiheit
Nach Angaben der Organisation "Reporter ohne Grenzen" sitzen in China derzeit mehr als 100 Journalisten und Bürger-Journalisten wegen ihrer Arbeit in Haft - so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 176 von 180 Ländern.