Generationen von Studierenden habe Hertzsch mit seinem außergewöhnlichen Charisma geprägt und für die praktische Arbeit im Pfarramt vorbereitet, heißt es in einem Nachruf.
Hertzsch wurde am 23. September 1930 in einem von den "Religiösen Sozialisten" geprägten Elternhaus in Eisenach geboren. Von 1949 bis 1955 studierte er in Jena Theologie. Nach einem zweijährigen Stipendium beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf wurde er 1957 ordiniert. Danach war er zunächst Gemeindepfarrer und Konviktinspektor in Jena, von 1959 bis 1966 Studentenpfarrer und Leiter der Geschäftsstelle der Evangelischen Studentengemeinden der DDR in Berlin.
Mit "Vertraut den neuen Wegen" ins Gesangbuch
An der Universität Jena war Hertzsch bis zu seiner Emeritierung 1995 Professor für Praktische Theologie. Über viele Jahre gehörte der Theologe der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Thüringer Landessynode an. Er beteiligte sich auch an der "Christlichen Friedenskonferenz".
In Ost und West ist Hertzsch bekanntgeworden mit einem Band biblischer Gedichte. Dieser erschien zuerst unter dem Titel "Wie schön war die Stadt Ninive" in der DDR und später mit dem Titel "Der ganze Fisch war voll Gesang" in der Bundesrepublik. Darin erzählt er Geschichten aus dem Alten Testament in Versform. Eines seiner späteren Gedichte "Vertraut den neuen Wegen", das 1989 für den Traugottesdienst eines seiner Patenkinder entstand, wurde ins Evangelische Gesangbuch aufgenommen.
Hertzsch war der erste Träger der Martin-Luther-Medaille des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit der bis zum Reformationsjubiläum Personen für herausragendes Engagement für den deutschen Protestantismus geehrt werden. Er habe mit seinen Predigten, Bibelarbeiten und Vorträgen, mit Gedichten und Liedern und durch seine Person "die Schönheit, Wahrheit und Klarheit des Evangeliums erschlossen", hieß es zur Begründung.