Berlin (epd)"Sie könnte auch ein wunderbares Signal sein gegen Terror, gegen Krieg und zur Bekämpfung von Fluchtursachen", sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag. Die beiden großen Kirchen forderten Deutschland und Europa auf, bei der Konferenz eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Auf dem am Montag beginnenden zweiwöchigen Gipfel wollen Vertreter aus 195 Staaten ein bindendes Abkommen gegen die Erderwärmung beschließen.
Verbindliche Regeln
Merkel sagte, in Paris müsse es gelingen, völkerrechtlich verbindliche Regeln zur Überprüfung nationaler Klimaschutz-Maßnahmen zu verabreden. Dann könne in diesem Jahrhundert der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gelingen. Die G-7-Staaten hatten beim Gipfel im bayerischen Elmau verabredet, bis zum Ende des Jahrhunderts aus der fossilen Energiewirtschaft auszusteigen, um das Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung zu erreichen.
Von einer verbindlichen Überprüfung der Fortschritte beim Klimaschutz hängt der Erfolg der Pariser Vereinbarungen ab: Die bis jetzt von 177 Ländern vorgelegten freiwilligen nationalen Klima-Aktionspläne reichen nicht aus, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Die EU plädiert für einen Fünf-Jahres-Rhythmus.
Die Konferenz sei besser vorbereitet als die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009, sagte Merkel. Im Vergleich zum Kyoto-Protokoll habe man indes Abstriche machen müssen bei der völkerrechtlichen Verbindlichkeit der Vereinbarungen, räumte die Kanzlerin ein. Doch im Gegenzug gebe es "bemerkenswerte Verpflichtungen" der Länder auf ihren Beitrag zum Klimaschutz.
Verantwortung der Christen
Die beiden großen Kirchen in Deutschland mahnten, durch die Auswirkungen des Klimawandels seien Frieden und Stabilität gefährdet, zugleich entstünden neue Fluchtursachen. "Schon jetzt bedroht der globale Klimawandel das Leben und die Lebensgrundlagen der schwächsten Teile der Weltbevölkerung", erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Nach mehr als 20 Jahren Verhandlungen auf UN-Ebene sei es daher Zeit, effektive Maßnahmen und Regelungen gegen die Erderwärmung zu treffen.
Zugleich hoben Kardinal Marx und der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm neben der Bedeutung der Politik auch die Verantwortung der Christen sowie aller Mitbürger für den Klimaschutz hervor. Letzten Endes gehe es darum, "unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung im gesellschaftlichen Handeln und im persönlichen Lebensstil gerecht zu werden."
Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) wird 2015 sehr wahrscheinlich das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 130 Jahren. Die Ursachen dafür seien der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase und das starke Wetterphänomen "El Niño", erklärte die Weltwetterorganisation am Mittwoch in Genf.
Zudem sei der Zeitraum von 2011 bis 2015 die wärmste jemals aufgezeichnete Fünf-Jahresperiode. "Das sind schlechte Nachrichten für den Planeten", betonte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud.
Verbot von Demos
Deutsche Umweltschützer wollen nach dem Verbot von Demonstrationen während des Weltklimagipfels jetzt vor allem bei einer großen Kundgebung in Berlin für ihre Ziele werben. "Wir gehen am 29. November mit zahlreichen weiteren Menschen in der Hauptstadt auf die Straße", sagte Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg am Mittwoch. Zum "Global Climate March" in Berlin haben auch Umweltschutz-Organisationen wie Greenpeace, der Naturschutzbund (Nabu) und die Klima-Allianz sowie das Netzwerk "Campact" aufgerufen.
Die Kirchen planen Andachten und Appelle während der Pariser Konferenz. Unter anderem ist zum Abschluss des ökumenischen Klimapilgerweges am kommenden Samstag, zwei Tage vor dem Konferenzauftakt, eine Zeremonie in der Basilika des Vorortes Saint Denis geplant. Dazu wird unter anderen der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm erwartet.