Sie liegt auf dem Gelände der Europäischen Zentralbank (EZB) - von der heute in den Neubau der EZB integrierten Frankfurter Großmarkthalle aus waren in der NS-Zeit rund 11.000 in der Stadt lebende Juden in die Vernichtungslager abtransportiert worden.
Die Gedenkstätte zeichnet den Weg nach, den sie damals über eine Rampe in den Keller der Markthalle zurücklegen mussten. Dort wurden sie ihrer letzten Habseligkeiten beraubt und misshandelt, ehe sie in Viehwaggons verfrachtet wurden. Auch das Stellwerk, die Gleisreste und eine Fußgängerbrücke, von der aus Familienangehörige und Schaulustige den Abtransport beobachteten, sind Teil des Mahnmals.
"Da war sie wieder Arierin"
Die 1937 geborene Edith Erbrich musste am 14. Februar 1945 als damals siebenjähriges Kind jüdisch-christlicher Eltern zusammen mit ihrer vier Jahre älteren Schwester einen dieser Transportzüge besteigen. Ihre Mutter hatte ihnen kurz davor eröffnet, dass sie die beiden Mädchen nicht begleiten durfte. "Da war sie wieder Arierin", sagte Erbrich, die erzählte, wie die Mutter zuvor im Gefängnis war, weil sie die von den Nazis verlangte Scheidung von ihrem jüdischen Mann abgelehnt hatte.
Zahn- und Schuhbürste, Arbeitskleidung und festes Schuhwerk sowie Essen für vier bis fünf Tage mussten die Mädchen auf der Fahrt zu dem angeblichen "Arbeitseinsatz" mitnehmen. Dass sie überlebten, lag nach den Worten der heute 78-jährigen Edith Erbrich wohl nur daran, dass das KZ Auschwitz, in dem sie am 9. Mai 1945 vergast werden sollten, mittlerweile schon von Einheiten der Roten Armee befreit worden war.
"Der letzte Akt der planmäßigen Vernichtung"
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erinnerte daran, dass der Marktbetrieb in der Halle während der Deportationen ungestört weiterlief. Diese seien "der letzte Akt der planmäßigen Vernichtung" der Frankfurter Juden gewesen. Feldmann erinnerte auch an den damaligen OB Ludwig Landmann, der 1928 die Großmarkthalle eröffnet hatte, 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nazis abgesetzt und aus der Stadt gejagt wurde. Er ging ins Exil in die Niederlande, wo er hungerte und 1945 kurz vor der Befreiung starb.
Wie Feldmann mahnte auch EZB-Vizepräsident Vito Constancio, nie zu vergessen, was damals geschah. Gegen wiederaufkeimenden Nationalismus setzte er den auf Toleranz, Menschenwürde und Frieden gegründeten europäischen Geist.