Schmidt war von 1974 und bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt Bundeskanzler. In der Großen Koalition führte er von 1967 bis 1969 die SPD-Bundestagsfraktion und war danach Verteidigungs- und Finanzminister.
Als Kanzler war der Diplomvolkswirt unter anderem mit der weltweiten Ölkrise in den 70er Jahren und dem Kampf gegen den Terrorismus der «Roten Armee-Fraktion» konfrontiert. Auch die Auseinandersetzung um den Nato-Doppelbeschluss prägte Schmidts Kanzlerschaft.
Im Herbst 1982 scheiterte die von Schmidt geführte Koalition mit der FDP an Differenzen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Seit 1983 war Helmut Schmidt Mitherausgeber der Wochenzeitung «Die Zeit», er schrieb zahlreiche Bücher und war für Vorträge viel auf Reisen.
"Wir verlieren einen scharfsinnigen Ratgeber, einen verlässlichen Wegbegleiter und guten Freund", würdigte die "Zeit" ihren Mitherausgeber. Schmidt war zeitlebens seiner Geburtsstadt Hamburg eng verbunden. Als Innensenator profilierte er sich im Krisenmanagement bei der Flutkatastrophe 1962.
"Sehr distanzierter Christ"
Religion stand Helmut Schmidt durchaus kritisch gegenüber: "Ich bin ein sehr distanzierter Christ", sagte der Protestant über sich. Religiöse Überheblichkeit wertete Schmidt als gefährlich, besondere Sympathie äußert er für den Buddhismus. Die dort angelegte Toleranz gegenüber dem Leben anderer gefalle ihm. Allerdings gehörte Schmidt von 1965 bis 1970 Schmidt der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate an.
Die Delegierten auf der 2. Tagung der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die zurzeit in Bremen beraten, würdigten Helmut Schmidt und erhoben sich zu seinen Ehren, als Präses Irmgard Schwaetzer die Nachricht von seinem Tod im Plenum verkündete.
Bedford-Strohm: "Großer Denker und kritischer Mahner"
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Schmidt als "großen Denker und einen kritischen Mahner". "Wir verneigen uns mit Respekt und Hochachtung vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt", so der Ratsvorsitzende in einem Kondolenzschreiben an die Tochter des Verstorbenen.
Mit seinen Äußerungen habe Schmidt bis an sein Lebensende vielen Menschen Rat und Orientierung geboten, heißt es in dem Schreiben weiter: "Wir blicken voller Dankbarkeit auf das Leben von Helmut Schmidt, auf dem viel Segen für unser Land und unsere Gesellschaft gelegen hat."
Auch Bundespräsident Joachim Gauck sprach der Familie von Altkanzler Helmut Schmidt nach dessen Tod sein Beileid aus. "Helmut Schmidt wird uns allen als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der in seltener Einheit ein Mann der Tat, des klaren Gedankens und des offenen Wortes war", heißt es in dem Kondolenzschreiben.
Ebenso kondolierte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) der Tochter von Helmut Schmidt (SPD) und würdigte den Altkanzler. Schmidt sei "eine der bedeutendsten politischen und intellektuellen Persönlichkeiten unseres Landes", heißt es in dem am Dienstag versendeten Schreiben an Susanne Kennedy-Schmidt.
"Großer Staatsmann" und "Vaterfigur"
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Altkanzler Helmut Schmidt nach dessen Tod als großen Staatsmann gewürdigt. "Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren", erklärte Steinmeier am Dienstag. "Helmut Schmidt hat uns und unser Land tief geprägt."
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel drückte ebenfalls seine Trauer aus. "Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt", erklärte der Vizekanzler am Dienstag in Berlin. "Er hat sich um unser Land und seine Partei verdient gemacht", ergänzte Gabriel. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann nannte Schmidt einen "großen Europäer". Er habe schon in den 70er Jahren die Weichen gestellt für die Europäisierung der Politik, sagte Oppermann.
Fehrs: Schmidt war "Jahrhundertpersönlichkeit"
Die Bischöfin des Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kirsten Fehrs, würdigte den Altbundeskanzler als "Jahrhundertpersönlichkeit". "Helmut Schmidt erlebte Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts. Sein Engagement für das Gemeinwohl war die Konsequenz aus den Schrecken von Krieg und Diktatur", sagte die Bischöfin. "Eine wesentliche Triebfeder für seinen Weg in die Politik war dabei sein christlicher Glaube, wie er mehrfach berichtet hat. Helmut Schmidt hat diesen Glauben vor allem als Verantwortungsethik verstanden und gelebt, sein Handeln hat er dabei immer ausgerichtet an dem, was sein Gewissen ihm vorgab. Damit ist er vielen Menschen, die sich nach mehr Aufrichtigkeit in der Politik sehnen, zum Vorbild geworden." Fehrs sagte in ihrer persönlichen Stellungnahme weiter: "Mich hat sehr beeindruckt, dass er seiner Kirche immer treu geblieben ist – trotz aller kritischen Fragen, die er im Laufe seines Lebens an die Religion stellte. Die Werte, für die Kirche steht, aber auch seine Liebe zu Johann Sebastian Bachs Orgelwerken nannte er als Gründe dafür."
Für die katholische Deutsche Bischofskonferenz würdigte deren Vorsitzender Reinhard Marx den Verstorbenen als einen Politiker mit Weitblick und einen überzeugten Europäer. "In dieser Stunde des Abschieds verneigen wir uns vor einem Bundeskanzler, der dem Glauben und der Religion mit Sympathie und Respekt begegnete. Wir sind dankbar für einen großen Staatsmann und werden an den Verstorbenen und seine Familienangehörigen im Gebet denken", heißt es in dem Kondolenzschreiben von Kardinal Marx an den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel.