Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, betonte in seinem Grußwort an die Synodalen die Einigkeit in vielen Fragen zwischen Christen und Juden. Sie stünden als Religionsgemeinschaften vor dem gleichen Dilemma: Hilfe für Bedürftige sei ein Gebot der Religionen. Aber die menschlichen Kräfte seien begrenzt.
Schuster sorgte sich um die große Zahl der Flüchtlinge aus Ländern, die eine feindliche Einstellung zu Israel hätten, die zu einer generellen Ablehnung von Juden umschlagen könne, wie das Beispiel Frankreich zeige. Auch der Zuwachs an Wählerstimmen für rechtslastige Parteien in Deutschland bereite der jüdischen Gemeinschaft sorgen. Schuster wünschte sich von der evangelischen Kirche, dass sie der Feindschaft gegenüber Minderheiten und Antisemitismus entgegentrete. Es sei eine gemeinsame Aufgabe der Religionsgemeinschaften Flüchtlinge in das hiesige Wertesystem einzugliedern.
Josef Schuster sagte im Hinblick auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017, dass er begrüße, dass sich die EKD von Luthers antisemitischen Thesen distanziere. Am Montag wollen die mehr als 120 Synodalen über die geplante Stellungnahme "Martin Luther und die Juden" beraten. "Sicherlich haben die Nazis die antijüdischen Ressentiments, die die Kirchen über Jahrhunderte geschürt haben, genutzt.", sagte Schuster. "Beherztes Engagement gegen Antisemisitmus und Israelfeindlichkeit wäre eine praktische Umsetzung."
Er hätte sich jedoch gewünscht, dass die EKD das Thema schon früher aufgegriffen hätte. "Jetzt stellt sich die Kirche ihrer Vergangenheit", sagte Schuster.
Der Zentralratspräsident mahnte jedoch an, dass sich die jüdische Gemeinschaft eine klare Distanzierung der evangelischen Kirche von der Judenmission wünsche. "Jeder Form von Judenmission soll eine klare Absage erteilt werden."
Die Vorsitzende der EKD-Synode Irmgard Schwätzer reagierte auf Schusters Forderung: "Die Haltung der Landeskirchen zur Judenmission ist unterschiedlich", sie hoffe aber, dass sich die Kirchen bis 2017 deutlich distanzierten. Antisemitismus sei jedoch keine mögliche Haltung für irgendjemanden.
Auch Heinrich Bedford-Strohm bekräftigte, dass die Gesellschaft klare Postion gegen jede Art von antisemitischer Hetze beziehen müsse.