Berlin (epd)Die Energieausweis-Pflicht für Immobilien wird nach Erkenntnissen der Deutschen Umwelthilfe und des Deutschen Mieterbundes weitgehend unterlaufen. Bei Stichproben des Mieterbundes in Berlin, München, Hannover und Stuttgart hätten 75 Prozent der Immobilienanbieter bei Wohnungsbesichtigungen den Energieausweis nicht wie vom Gesetz vorgeschrieben unaufgefordert vorgelegt, teilten die beiden Verbände am Montag in Berlin mit. Der Energieausweis für Immobilien ist in Deutschland seit einem Jahr Pflicht. Er erhält Angaben zu Energiekennwerten- und verbrauch des Gebäudes oder der Wohnung.
Bei den Stichproben habe ein Viertel der Vermieter oder Makler erst auf Nachfrage einen entsprechenden Nachweis erbracht. 50 Prozent machten selbst auf Nachfrage keine Angaben zur Energieeffizienz der Wohnobjekte. "Aus Sicht des Mieterbundes ist das ein katastrophales Ergebnis", erklärte Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Die Wohnungsanbieter missachteten bewusst die gesetzlichen Bestimmungen und verweigerten sich diesem wichtigen Transparenzinstrument. Ropertz forderte strengere Kontrollen und Sanktionen der Behörden, die bislang praktisch in keinem Bundesland die Einhaltung überwachten.
Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe nutzen viele Immobilienanbieter ein gesetzliches Schlupfloch, um den Energieausweis zu umgehen. Der Gesetzgeber erlaube bisher, dass Immobilien auch ohne Angaben zum Energiebedarf oder -verbrauch beworben werden dürfen, wenn der Energieausweis zum Zeitpunkt der Anzeigenschaltung noch nicht vorlag. Diese Ausnahmeregelung werde von vielen Maklern und Wohnungsunternehmen "schamlos ausgenutzt", kritisierte die Verbraucherschutzexpertin bei der Umwelthilfe, Agnes Sauter. Verstöße gegen die Informationspflichten können den Angaben zufolge erst ab Mai mit einem Bußgeld geahndet werden.
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