Bonn (epd)Rund fünf Wochen vor dem entscheidenden UN-Gipfel in Paris zeichnen sich die Konturen des angestrebten Klimaabkommens erst schemenhaft ab. Zum offiziellen Abschluss der Vorverhandlungen am Freitag in Bonn räumte Verhandlungsführer Ahmed Djoghlaf ein, dass der Vertragsentwurf noch viele konkurrierende Vorschläge und ungeklärte Streitpunkte enthalte. Am Nachmittag wollten die Delegierten einen Text vorlegen, der als Grundlage für den zweiwöchigen Pariser Gipfel dienen soll, der am 30. November beginnt.
Staaten wenig kompromissbereit
"Das Problem ist die Zeit", sagte Djoghlaf. Deshalb werde es vor dem Auftakt der Pariser UN-Konferenz möglicherweise eine weitere Gesprächsrunde auf Arbeitsebene geben. Er deutete an, dass sich derzeit viele Staaten wenig kompromissbereit zeigten. "Wir nähern uns der Ziellinie - da ist es klar, dass es Spannungen gibt."
Zugleich betonte Djoghlaf, dass "der politische Wille vorhanden ist, am 11. Dezember einen Vertrag zu besiegeln". Die entscheidenden Verhandlungen würden ohnehin nicht von Beamten, sondern auf Ministerebene in Paris geführt. "Alles was wir tun können, ist ein solides Fundament dafür zu liefern."
Für Streit sorgt unter anderem die geplante finanzielle Unterstützung für arme Staaten, die besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden. Die Entwicklungsländer fordern, dass die bei vergangenen Gipfeln versprochene Summe von jährlich 100 Milliarden Dollar, die ab 2020 zur Verfügung stehen sollen, in dem Vertrag erwähnt wird. Dazu sagte Djoghlaf, das Abkommen solle über viele Jahre Bestand haben. Deshalb sei es nicht sinnvoll, konkrete Geldsummen zu nennen, die möglicherweise in Zukunft weniger wert seien.
Nationale Selbstverpflichtungen
Der neue Klimavertrag soll alle Länder zum Klimaschutz verpflichten - anders als das 2020 auslaufende Kyoto-Protokoll, das nur den Industriestaaten eine Treibhausgas-Reduktion vorschreibt. Bindende Ziele zur CO2-Minderung für einzelne Länder soll der Vertrag allerdings nicht enthalten. Stattdessen sind die Staaten aufgerufen, nationale Selbstverpflichtungen vorzulegen. Bislang haben rund 150 Staaten nationale Ziele genannt.