Deshalb müsse jeder Satiriker und jeder Karikaturist bedenken, welche Folgen die Verletzung religiöser Gefühle haben könne. Als Beispiel nannte er die gewalttätigen Proteste in muslimischen Ländern nach der Veröffentlichung von respektlosen Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" im Jahr 2005. "Unsere Grundrechte müssen verantwortlich gebraucht werden", betonte Jung.
In einer demokratischen und pluralen Gesellschaft dürften die Religionen keine Sonderrechte für sich beanspruchen, entgegnete die Frankfurter Ethnologin und Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter bei der Podiumsdiskussion der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zum Thema "Meinungsfreiheit versus Schutz der Religion". Dort seien religiöse Gefühle und Symbole nicht wichtiger als säkulare. Außerdem verwies sie darauf, dass es die Aufgabe von Satire sei, zu beleidigen und aufzurütteln, und dass die Grenzen des Beleidigtseins sehr unterschiedlich seien. Bei vielen Muslimen liege diese Messlatte leider sehr niedrig.
Für die Psychologin und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün darf in einer liberalen und pluralen Gesellschaft die Meinungsfreiheit keinen Deut eingeschränkt werden. Man müsse die Grundwerte des Landes auch den Hunderttausenden Flüchtlingen vermitteln, die derzeit in Deutschland Schutz suchten, forderte sie. Deren Integration gelinge nicht mit einer "Laissez-faire"-Haltung und auch nicht mit der Haltung eines Kolonialisten.
Nach Überzeugung des Chefredakteurs des Satire-Magazins "Titanic", Tim Wolff, wähnen sich zumeist die "idiotischen Anhänger einer Religion" von einer Karikatur oder einem Cartoon beleidigt. Deswegen dürfe man auch die neuen Flüchtlinge, die meist in autoritären Regimen aufgewachsen seien, nicht mit diesen kleinen Kunstwerken konfrontieren. Die Spannung zwischen der Verletzung religiöser Gefühle und der Freiheit von Kunst, Literatur und Medien könne unter anderem dadurch gelöst werden, dass "Muslime Mohammed-Karikaturen zeichnen und Behinderte Behindertenwitze erzählen".