Quito (epd)Sie einigten sich am Mittwoch (Ortszeit) in Havanna auf die juristische Aufarbeitung des mehr als 50 Jahre dauernden Konflikts. Ein endgültiges Friedensabkommen solle spätestens in sechs Monaten unterzeichnet werden, kündigte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos nach Gesprächen mit Farc-Anführer Rodrigo Londoño, alias "Timochenko", an, wie kolumbianische Medien berichteten. Santos und Timochenko hatten sich am Mittwoch in Havanna erstmals persönlich getroffen. Das letzte Wort hat allerdings die kolumbianische Bevölkerung, die in einem Referendum über den Friedensvertrag abstimmt.
Größtmögliche Gerechtigkeit
Beide Seiten verständigten sich darauf, ein spezielles Justizsystem zu schaffen, um die Verbrechen des Bürgerkrieges aufzuklären. Demnach soll für politische Straftaten Amnestie gewährt werden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sollen hingegen bestraft werden. Wer sich nicht zu seinen Straftaten bekennt, dem drohten Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Wer seine Verbrechen einräume, müsse mit fünf bis acht Jahren Haft rechnen. Mit dieser Vereinbarung solle die "größtmögliche Gerechtigkeit für die Opfer" geschaffen werden, betonte der kolumbianische Präsident.
Die gemeinsame Erklärung legt darüber hinaus fest, dass die Farc 60 Tage nach dem endgültigen Friedensschluss ihre Waffen abgeben muss. Farc-Chef Timochenko betonte, beide Seiten müssten ihre Anstrengungen verstärken, um dieses Ziel zu erreichen und die Farc in eine politischen Bewegung zu verwandeln.
Auf Wahrheitskommission verständigt
Die Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla hatten vor knapp drei Jahren begonnen. Bei den Themen Landkonflikte, Drogenhandel und Eingliederung von Ex-Kämpfern ins Zivilleben war bereits eine grundsätzliche Einigung erzielt worden. Anfang Juni verständigten sich beide Seiten auf eine Wahrheitskommission. Angriffe der Farc und neue Gefechte hatten den Friedensprozess zwischenzeitlich allerdings gefährdet.
Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien gilt als der längste Konflikt auf dem südamerikanischen Kontinent. Er entzündete sich in der 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit. Mehr als 220.000 Menschen wurden während des Krieges getötet, Millionen aus ihren Dörfern vertrieben.