Kabul (epd)Die Kampagne der Regierung Afghanistans besteht unter anderem aus eindringlichen Botschaften auf Facebook. Dort sind hunderte Gruppen entstanden, in denen Ausreisewillige Tipps und Kontakte zu Schleppern austauschen und die besten Routen nach Europa diskutieren. Mit drastischen Fotos von ertrunkenen Menschen, die an einem Strand geborgen werden, warnt die Regierung die Afghanen vor der gefährlichen Reise. "Gehe nicht. Bleibe bei mir", heißt es in der Bildunterschrift. Andere Posts zeigen glückliche afghanische Bauern mit ihrer Ernte und stellen die Worte dazu: "Ich liebe mein Land. Ich werde es nicht verlassen. Ich werde es für meine Liebsten aufbauen."
Afghanen sind nach den Syrern die zweitgrößte Gruppe von Flüchtlingen, die nach Europa drängen. Der Exodus gerade von jungen Leuten sorgt in Kabul für Alarmstimmung.
Sicherheitslage verschärft
Ein Sprecher des Ministeriums für Flüchtlinge und Wiedereinbürgerung warnte in einem Interview mit dem TV-Sender "Tolo News" kürzlich davor, eine Generation von jungen Leuten zu verlieren, die das Land seit dem Sturz der Taliban 2001 mühsam ausgebildet hat. Seit dem Ende der Kampfmission der NATO-Truppen im Dezember 2014 hat sich jedoch die Sicherheitslage in vielen Teilen des Landes verschärfte. Ganze Landstriche werden von den aufständischen Taliban kontrolliert.
Unter dem Abzug ausländischer Streitkräfte leidet auch die schwache Wirtschaft des Landes. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit treiben gerade junge Afghanen zur Flucht. In der vergangenen Woche verließ eine Gruppe von 23 afghanischen Journalisten gemeinsam das Land.