Rom (epd)Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit dürften Priester diejenigen von der Sünde der Abtreibung lossprechen, «die sie vorgenommen haben und reuigen Herzens dafür um Vergebung bitten», heißt es in einem am Dienstag im Vatikan veröffentlichten Schreiben an den Organisator des Heiligen Jahres. Diese Regelung gilt jedoch nur für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, das am 8. Dezember beginnt.
«Ich weiß um den Druck, der sie zu dieser Entscheidung geführt hat», erklärte Franziskus in dem Schreiben. Für die Frauen sei die Abtreibung «eine existenzielle und moralische Tragödie». Franziskus ist nach seinen eigenen Worten zahlreichen Frauen begegnet, die abgetrieben haben. Schwangerschaftsabbrüche seien «zutiefst ungerecht». Dennoch gebe es die Vergebung Gottes für jeden Menschen, der bereut.
Versöhnlichen Geste
Aus dem gleichen Anlass entschloss sich der Papst zudem zu einer versöhnlichen Geste gegenüber der traditionalistischen Piusbruderschaft. Deren Priester dürften im Heiligen Jahr Gläubige, die bei ihnen die Beichte abgelegt hätten, von den Sünden lossprechen. «Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen», hieß es in dem Papstschreiben zum Heiligen Jahr an den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Rino Fisichella.
Der Gründer der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-91) wurde exkommuniziert, nachdem er aus Protest gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) vier Geistliche ohne Zustimmung des Papstes zu Bischöfen geweiht hatte. Bisherige Versöhnungsversuche zwischen der katholischen Kirche und der Piusbruderschaft schlugen fehl.