Taizé bedeute Inspiration, Gemeinschaft und Solidarität sagte der Schleswiger Bischof Gothart Magaard, der in Vertretung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Sonntag an einer Gedenkfeier in Taizé teilnahm. Mit dem Treffen von Anhängern aus aller Welt erinnerte die Gemeinschaft im französischen Burgund an ihre Gründung vor 75 Jahren und an den 10. Todestag des Gründers Frère Roger.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte in einem Grußwort: "Wir sind dankbar für das, was von Taizé über so viele Jahre in die Welt ausstrahlt. Das ökumenische Gebet und das Zeugnis für Gott in dieser Gesellschaft sind unverzichtbar. Das lebt Taizé mit seiner Gemeinschaft glaubwürdig vor."
Marx erinnerte auch an die Ermordung des Gründers von Taizé, Frère Roger Schutz, vor zehn Jahren. Dessen geistliches Erbe wirke bis heute weiter. Der 90-Jährige war 2005 während des Abendgebets von einer geistig verwirrten Frau erstochen worden. Roger selbst wäre am 12. Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden.
Bischof Magaard sagte in Burgund, er habe hier Erfahrungen gemacht, die sein Leben bestimmt hätten. Mitten in den globalen Konflikten fördere Taizé die Begegnung von Jugendlichen und Erwachsenen und die Suche nach den Quellen des Glaubens, sagte er: "Es ist damit ein Zeichen der Hoffnung." Der Schleswiger Bischof hat eine enge persönliche Bindung zu Taizé, weil er von 1975 bis 1977 bei der Brüdergemeinschaft seinen Zivildienst mit der "Aktion Sühnezeichen" abgeleistet hat.
Bedford-Strohm betonte in seinem Grußwort die Bedeutung von Taizé für junge Menschen und für die Ökumene. "Die jungen Leute neu für den Glauben zu begeistern, gehört für mich zu den wichtigsten Aufgaben der Zukunft überhaupt. Taizé könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen", hieß es. Für die Kirche sei die Kommunität auf dem Weg zur Ökumene eine Inspiration.
Zu der Gedenkfeier kamen Vertreter zahlreicher christlicher Konfessionen und anderer Religionen, darunter Generalsekretär Olav Fykse Tveit vom Ökumenischen Rat der Kirchen und Kurienkardinal Kurt Koch als Gesandter von Papst Franziskus. Taizé sei mehr als die Gemeinschaft an diesem Ort, sagte Tveit. "Es ist ein geistiges Zuhause, eine kostbare Station auf dem Weg des Lebens und ein Treffpunkt mit Gleichgesinnten." Das gelte für Treffen in Taizé ebenso, wie wenn sich Menschen im Sinne von Taizé an anderen Orten auf der Welt treffen.
Taizé gilt Symbol der ökumenischen Bewegung und ist vor allem durch seine Spiritualität und Gesänge bekannt. Die Wurzeln der Kommunität liegen in einem Haus in dem kleinen burgundischen Ort, das der Schweizer Theologe Roger Schutz am 20. August 1940 erwarb. Der Ort wurde seit den 1950er Jahren zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Regelmäßig organisiert die Gemeinschaft internationale Jugendtreffen.