Käßmann warnt vor Missbrauch Gottes im Gebet
Für die Vernichtung der IS-Terroristen zu beten wäre nach Ansicht von Margot Käßmann "ein Missbrauch Gottes für eigene oder nationale oder ideologische Ziele". Auch das Gebet, jemanden "auf den rechten Pfad" zurückfinden zu lassen, lehnte die evangelische Theologin ab.
Der "einzig gangbare Weg zu Zukunft und Frieden" sei hingegen die radikale Botschaft Jesu, für seine Verfolger zu bitten, sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Dieses Kontrastprogramm Jesu sei jedoch "schwer zu ertragen und kaum umzusetzen", räumte Käßmann ein.
Auch Gebete, die Gott darum bitten, jemanden "auf den rechten Pfad" zurückfinden zu lassen, lehnte die evangelische Theologin ab. Solche Gebete seien "letzten Endes arrogant und allzu selbstgewiss", sagte Käßmann. Sie plädierte dafür, Gott dafür zu danken, dass er Vielfalt erschaffen habe.
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Generell geht es nach Ansicht der Reformationsbotschafterin beim Beten "nicht um Geben und Nehmen, sondern um eine Beziehung". Gott sei kein Automat, aus dem das gewünschte Produkt herauskomme. Und die Menschen "sind auch nicht die Marionetten Gottes", sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.
Weitere Fragen zum Beten beantwortete Käßmann unter anderem mit dem Hinweis auf den Abendsegen von Martin Luther (1483-1546): Sie selbst schließe den Tag gern mit diesem Gebet ab. Gefaltete Hände oder das Kreuzzeichen sind nach Ansicht von Käßmann nicht unbedingt nötig für ein Gebet, es gebe "wunderbar viele Gebetshaltungen". Wichtig sei aber, für das Gebet eine Haltung vor Gott einzunehmen: "Lässig hingefläzt geht das nicht, finde ich."